Deswegen wurde mit Annette Voigt, die seit 1998 im "Fundraising" und seit rund einem Jahr beim DRK tätig ist, ein "Kundschafter" verpflichtet. Sie bereitet diese "Expedition" ins Neuland seit einigen Monaten vor. Kommenden Dienstag sollen mit Unternehmens-Vertretern erste Gespräche geführt werden. "Wir möchten sie für eine Förderpartnerschaft interessieren", sagt Voigt. "Das geht deutlich über Einmalspenden hinaus."
Zuzusetzen hat der Verband aus eigenen Mitteln wenig. Das vergangene Geschäftsjahr schloss mit einem Defizit in Höhe von 266 000 Euro ab, Rücklagen mussten angegriffen werden. Auch deshalb hat sich der Verband im Jubiläumsjahr ehrgeizige Ziele gesteckt. 125 Jahre wird er alt – 125 neue Fördermitglieder möchte er gewinnen, dazu 125 Firmen, die eine DRK-Spendenbox aufstellen, 125 Spender und 125 ehrenamtliche Helfer. Diese hofft der Verband mit Partnern wie etwa dem Unternehmensteam Niederrhein in Betrieben mobilisieren zu können.
"Menschen zum Geben motivieren setzt voraus, dass sie das Ziel und die gemeinnützige Arbeit kennen", sagt Voigt. Aber wer kennt schon die Reittherapie für behinderte Kinder in Erfttal? Wer weiß, dass sich aus der Migrationsberatung auch ein Chor gegründet hat, in dem Deutsche und Ausländer gemeinsam singen, und der auch nicht zum Nulltarif zu haben ist? Wer kennt die Anti-Aggressionstrainings, die das DRK unter dem Schlagwort "Ringen und Raufen" anbietet? Solche Angebote, die in der Summe für eine weniger bekannte Seite des DRK stehen, möchte der Verband in diesem Jahr bekannter machen und sichern. "Auch bei den Angeboten des Familienbildungswerkes sind wir von einer schwarzen Null weit entfernt", ergänzt Kreisgeschäftsführer Michael Bollen.
Gefeiert wird das Jubiläum natürlich auch. Aber nicht mit einem Festakt, sondern mit einer Art Markt der Möglichkeiten. Der Termin steht schon fest: Samstag, 28. Juni. Anders als im Vorjahr, als das Internationale Rote Kreuz 150 Jahre alt wurde, wollen die Neusser nicht nur mit Infoständen in die Stadt gehen, sondern als Verband auf dem Markt insgesamt Flagge zeigen.
Greift das Konzept zur Sicherung der kleinen Angebote und gelingt der angestrebte Imagewandel, dann, da ist sich Voigt sicher, interessiert das auch andere Verbände. "Das könnte Schule machen", sagt sie.
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