"Engagement für Kinder, Senioren und für die Integration", so umschreibt die Neusser Awo-Vorsitzende Gertrud Servos das Engagement des Verbands, der für sie lebendige Vielfalt und Toleranz bedeutet. "Vor allem wenn wir ein Lachen auf die Gesichter zaubern, ist es das schönste Lob", sagt sie. Servos hat selbst als Kind an den Ferienangeboten der Awo teilgenommen, die in den 50er-Jahren als "Stadtranderholung" in der Gaststätte Pfauenhof stattfanden. Neu gegründet worden war die Neusser Arbeiterwohlfahrt 1949. Bestanden hatte der Verband schon in der Weimarer Republik, war dann jedoch wegen seiner sozialdemokratischen Ausrichtung von den Nazis verboten worden.
Gründerin der Arbeiterwohlfahrt war nach dem Ersten Weltkrieg die Düsseldorfer SPD-Politikerin Marie Juchacz. "Die wiederrum hatte gute Kontakte nach Neuss und Grevenbroich", erzählt Awo-Geschäftsführer Bülent Öztas. Und so wurden die Ideen der Frauenrechtlerin, die sich dafür einsetzte, das Leid nach dem Krieg zu lindern und jungen Frauen Bildung zu ermöglichen, auf die andere Rheinseite getragen. Auch im Nationalsozialismus gingen sie nicht verloren."Viele Awo-Mitglieder waren im Widerstand", berichtet Gertrud Servos.
Gefeiert wird das Jubiläum heute mit einem Festakt im Friedel-Kluth-Haus an der Adolfstraße, wobei das Datum mit Bedacht gewählt ist - denn der 8. Mai ist der "Tag der Befreiung" und damit Gedenktag für die Kapitulation der deutschen Wehrmacht 1945. "Damit war das der Startschuss für den Wiederaufbau der Awo", sagt Gertrud Servos, die mit Bülent Öztas für die Mitglieder noch weitere Jubiläumsveranstaltungen in diesem Jahr geplant hat (siehe Infobox). "Denn den 65. Geburtstag wollen wir gebührend feiern", sagt Servos.