Hermann-von-Hessen-Preis, den die Heimatfreunde zu vergeben haben, geht an Politik-Altmeister Heinz Günther Hüsch.
Von Ludger Baten
Der Hermann-von-Hessen-Preis – Verteidiger der Stadt
Neuss – geht in diesem Jahr an Heinz Günther Hüsch (84). Damit erkennt
die Vereinigung der Heimatfreunde die höchste Auszeichnung, die sie zu
vergeben hat, ihrem Ehrenvorsitzenden zu, der vor 25 Jahren die Idee zur
Preisvergabe hatte. Erster Preisträger war der Orden der
Alexianer-Brüder, der seit mehr als 500 Jahren segensreich in Neuss
wirkt.
Seither werden Frauen und Männer oder Institutionen
geehrt, "die sich durch uneigennützige, verdienstvolle, langjährige und
mit hohem persönlichen Einsatz ausgeübt Tätigkeit um Stadt und
Landschaft Neuss verdient gemacht haben". Nun also Heinz Günther Hüsch.
Er ist der 20. Preisträger, wenn ihm am 22. März die von Professor Elmar
Hillebrand geschaffene Bronzestatuette Hermanns von Hessen überreicht
wird. Die Laudatio wird Christoph Napp-Saarbourg halten, der
Nach-Nachfolger Hüschs an der Spitze der Neusser Heimatfreunde.
"Dä Hüsch", wie ihn der Volksmund burschikos-liebevoll
ruft, ist in Neuss eine Institution. Wer es respektvoller mag, spricht
vom "Herrn Doktor". Aber alle sind sich einig: Hüsch hat sich um Neuss
verdient gemacht. Der "Altmeister" der Neusser Politik wird den
Hessen-Preis als eine Würdigung für sein nachhaltiges Lebenswerk
verstehen.
Mehr als 50 Jahre saß Hüsch im Rat der Stadt Neuss.
Kein Hinterbänkler, sondern einer, der seine Meinung sagte. Mehr noch:
Hüsch hatte nicht immer die Mehrheit hinter sich, aber ohne ihn gab es
selten eine Mehrheit – weder im Stadtrat noch in der CDU. Die
Parteidisziplin war und ist für ihn ein hohes Gut. Er war
Unions-Vorsitzender im Stadtverband (mit Freude) und in der Fraktion
(aus Pflichtbewusstsein), er saß für sie im Landtag und im Bundestag.
Hüsch verlor keine Wahl. Seine Hausmacht organisierte Hüsch im
vorpolitischen Raum. Die Heimatfreunde waren unter seiner Führung nicht
bloß Bewahrer von Geschichte und Tradition, sondern mischten sich in
aktuelle gesellschaftspolitische Fragen ein. Hüsch war eine feste Größe
im Kirchenvorstand von St. Quirin und er lebte das Schützenwesen im und
mit seinem Schützenlustzug "Bänkelsänger".
Heinz Günther Hüsch war auch immer ein
Sozialpolitiker, engagierte sich für die Schwachen in der Gesellschaft.
Das Hospiz der Augustinerinnen ist da nur ein Stichwort. Seine soziale
Großtat wird aber erst in diesen Wochen und Monaten einer breiten
Öffentlichkeit bewusst. Im Auftrag von vier Bundeskanzlern (Kiesinger,
Brandt, Schmidt, Kohl) ermöglichte er zwischen 1968 und 1989 rund 220
000 Rumäniendeutschen die Ausreise in die Bundesrepublik. Die Rolle, die
Hüsch dabei spielte, dokumentiert das Buch "Kauf von Freiheit". Über
seine Verhandlungen mit den Rumänen zur Zeit des Machthabers Nicolae
Ceausescu sprach der Neusser Hüsch gestern beim Lesefestival in Leipzig.
Doch auch für den Neuss-Verteidiger Hüsch ging im
emotionalen Bezug zu seiner Stadt nicht jeder Wunsch in Erfüllung. So
wurde er nicht im Schatten von St. Quirin geboren, sondern in Karken.
Auch er konnte als Landtagsabgeordneter nicht verhindern, dass Neuss
1975 seine kommunale Selbstständigkeit verlor und es war ihm nicht
vergönnt, Bürgermeister zu werden.
Doch wer über die Stadt Neuss, ihren Stolz, ihr
Selbstbewusstsein und ihre Wehrbereitschaft spricht, der denkt an Heinz
Günther Hüsch. Der "Altmeister", der sich stets vor seine Mitstreiter
stellt, ist also auch in diesem Sinne ein Verteidiger der Stadt Neuss –
wie Hermann von Hessen. Der organisierte als Administrator des
Erzbistums Kölns 1474 die Verteidigung der Stadt Neuss, die somit der
Belagerung durch Karl den Kühnen widerstand.