Als
Generalbevollmächtiger von UPS Deutschland ist Frank Sportolari
verantwortlich für 16.000 Mitarbeiter. Der 56-Jährige verliert aber die
Basis nicht aus dem Blick – einmal selbst Pakete auszufahren, ist auch
für Manager Pflicht.
Von Hanna Koch
In Frank Sportolaris Büro im Neusser Rheinpark hängt
an der Garderobe nicht nur eine Notfallkrawatte, sondern auch der
typisch hellbraune Anzug der UPS-Paketfahrer. Dabei ist der 56-Jährige
der Chef von 16.000 Mitarbeitern des Logistikkonzern in Deutschland –
"aber allzeit bereit zu sein, Pakete auszufahren, gehört zu unserer
Firmenphilosophie", sagt Sportolari. Wer mit dem gebürtigen
US-Amerikaner spricht, der merkt: Diese Philosophie ist dem Manager
wichtig.
Seit etwas mehr als zwei Jahren ist Frank Sportolari
nun "Generalbevollmächtigter" von UPS Deutschland. Zwar lebt der
vierfache Vater mit seiner Frau in Düsseldorf, aber angekommen ist er in
der Quirinusstadt längst. Nicht nur, weil er im Laufe seiner Karriere
schon einmal als Controller in Neuss tätig war, sondern auch, weil er
sich mit seiner typisch amerikanischen, lockeren Art schnell eingefunden
hat. Gleichzeitig kann er seine Standpunkte auch vehement vertreten.
Etwa wenn es darum geht, die viel diskutierten "Lang-Lkw" auf deutsche
Straßen zu bringen.
Die Debatte werde unsachlich geführt, meint er. "Zwei
Lang-Lkw ersetzen drei normale Lastwagen mit Anhänger", sagt Sportolari.
Auch die Straßen würden nicht stärker belastet, weil das Gewicht über
mehr Achsen verteilt wird. UPS beteiligt sich an einem Feldversuch, um
die die Vorteile der "Gigaliner" herauszustellen. "Doch in Deutschland
braucht es leider sehr lange, bis sich etwas bewegt", sagt Sportolari,
der auf die skandinavischen Länder verweist. Dort gibt es schon seit
Jahren diese längeren Lastwagen. "Da ist das gar kein Problem", sagt
Sportolari.
Ärgern kann er sich auch darüber, welch schlechten Ruf
die Paketbranche hat. Unterbezahlte Kurierfahrer gebe es bei UPS nicht,
betont er. Von den mehr als 3000 Paketfahrern seien die meisten fest
angestellt. "Sie werden mindestens tariflich, in der Regel übertariflich
bezahlt", sagt der UPS-Chef. Der Mindestlohn, über den viele Branchen
derzeit klagen, sei daher kein Problem. Auch UPS lagert aus – allerdings
an Vertragsunternehmen. "Das sind keine verarmten Kurierfahrer, sondern
Logistikbetriebe und Speditionen, die für uns den ländlichen Raum, vor
allem in Ostdeutschland, abdecken", erzählt der 56-Jährige.
Dabei müssten sich die Firmen an die Vorgaben von UPS
halten. Und dazu gehöre auch, die Mitarbeiter
sozialversicherungspflichtig anzustellen. Dass der Ruf der Paketdienste
nicht der beste ist, weiß der Düsseldorfer aus eigener Erfahrung. "Mir
wurde letztens ein Paket zugestellt, da gab mir der Paketfahrer seinen
Autoschlüssel, damit sollte ich auf seinem Gerät unterschreiben",
erzählt er. Das sei bei UPS gar nicht möglich, weil die Wagen und das
Zubehör der Fahrer stets optimiert werden.
Das Unternehmen sei stolz auf seine gute
Organisationsstruktur, sagt Sportolari, der im Gespräch auch einmal
abschweift und begeistert von der Geschichte des 1907 gegründeten
Konzerns erzählt. Er legt Wert darauf, dass der Nachwuchs von Beginn an
lernt, was es heißt, bei UPS zu arbeiten. So müssen die Trainees des
Konzerns mindestens einmal auf einem der braunen Trucks mitfahren. "Auch
ich selbst mache das", sagt Sportolari mit Blick auf seine
Fahrer-Montur an der Garderobe. "Schließlich ist die Lieferung von
Paketen unser Kerngeschäft – und das müssen die Manager kennen."