Das Umweltamt hat auf ausgewählten Flächen die Vogelfauna in Neuss kartiert.
Von Hanna Koch
Die Wälder und Wiesen der Quirinusstadt bieten vielen
Vögeln eine Heimat - auch seltene Arten sind darunter, wie ein Bericht
des städtischen Umweltamtes zeigt. Die lassen sich auch an Orten nieder,
die der Mensch künstlich erschaffen hat, etwa auf Ausgleichsflächen,
die rekultiviert wurden.
"Wir haben für fünf Flächen, die bislang kaum auf ihre
Artenvielfalt untersucht wurden, ein Gutachten erstellen lassen", sagt
Susanne Wiertz-Kirchberg, Biologin im Neusser Umweltamt. Die seltenste
Art, die dabei entdeckt wurde, ist der "Steinschmätzer", der auf den
rekultivierten Flächen der Deponie Grefrath brütet. Laut Gutachten ist
der Vogel, der auf der roten Liste steht, in NRW so selten geworden,
dass es sich landesweit um die einzigen Brutplätze dieser Art handeln
könnte.
Untersucht wurden neben dem Deponiegelände die
Ausgleichsflächen am Habichtsweg sowie an der Morgensternsheide,
außerdem eine Feldflur im Süden von Grimlinghausen und der Golfplatz
Hummelbachaue. Obwohl bei letzterem die Gärtner penibel darauf achten,
die Natur im Zaum und den Rasen kurz zu halten, fühlen sich dort viele
Vogelarten wohl. "Dort gibt es viele Wasserflächen und auch Büsche als
Rückzugsorte", sagt Wiertz-Kirchberg. 54 Vogelarten wurden dort gezählt,
von denen 39 Arten dort auch brüten, darunter der Fitis, der
Gelbspötter und der Gimpel.
In der aktuellen Untersuchung wurden insgesamt 188
Vogelarten erfasst. Die Daten zeigen, dass sich Vögel auf
Ausgleichsflächen wie am Habichtsweg im Taubental, die auch von
Hundebesitzern gern als Auslauffläche für ihre Tiere genutzt wird, eher
weniger ansiedeln als in abgezäunten Bereichen wie an der
Morgensternsheide. Doch selbst in dem Gewerbegebiet am Habichtsweg
finden seltene Vögel Nistplätze, so brütet dort der sonst in Neuss sehr
seltene Flussregenpfeifer, allerdings brüten von 42 gezählten Arten nur
fünf in diesem Bereich.
Für die Zählung war der Gutachter mehrere Tage und
Nächte an den zu untersuchenden Flächen vor Ort, um die Vogelfauna zu
untersuchen. Die Ergebnisse werden vom Umweltamt ins städtische
Biotopkataster eingepflegt. "Für uns sind die Daten wichtig, weil sie
uns zeigen, wo welche seltenen Arten brüten", sagt Wiertz-Kirchberg. Das
sei immer dann von Bedeutung, wenn Flächen verändert werden sollen,
etwa durch Bauvorhaben. Dann zeige das Kataster, wo Tiere leben, die
etwa auf der "Roten Liste" stehen. Aktuell sei das zum Beispiel bei den
geplanten Konzentrationszonen für die Windenergie der Fall. "Das
Kataster zeigt, wo besser keine Anlagen gebaut werden sollten und wo die
Einflugschneisen der Vögel liegen", erläutert die Biologin.