Der
traditionsreiche Kölner Männer-Gesangs-Verein führt in der Karnevalszeit
ein Divertissementchen auf. Peter Klaff ist erstmals dabei
Von Susanne Zolke
Wenn ein Neusser drei Mal die Woche nach Köln fährt –
und zwar nicht des Berufs oder einer neuen Liebe wegen –, dann muss der
Grund schon ein besonderer sein. Für Peter Klaff heißt dieser
Divertissimentchen. Seit September probt er zweimal die Woche für dieses
ganz besondere Musiktheater, das kommenden Donnerstag in der Kölner
Oper am Dom Premiere hat.
Zu den Proben mit der Bühnenspielgemeinschaft Cäcilia
Wolkenburg kommt in dieser Zeit noch die reguläre Probe mit dem Kölner
Männer-Gesangs-Verein. "Das ist schon zeitaufwendig, aber es macht
einfach wahnsinnig viel Spaß", erzählt der 64-jährige Neusser, der zum
ersten Mal ein Divertissimentchen miterleben kann.
Seit knapp zwei Jahren ist Klaff Mitglied im
traditionsreichen Kölner Männer-Gesang-Verein (KMGV) von 1842. Gerade in
dieser heißen Probenphase ist das für ihn viel mehr als ein Hobby. "Ich
habe zum Glück die volle Unterstützung meiner Lebensgefährtin, sie
findet das alles sehr gut", erzählt er.
In den Kreis des KMGV fand er eher zufällig, obwohl
er als ehemaliger Musiklehrer und langjähriges Chormitglied schon immer
eine besonderen Zugang zu Musik und Gesang hatte. "Vor ein paar Jahren
habe ich mir eine Vorstellung des Vereins angesehen. Nach der Aufführung
wurde ich angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, auch mitzumachen",
erinnert sich Klaff. "Da habe ich nicht lange gezögert."
Normalerweise durchlaufen die Anwärter für den 1842
gegründeten Gesangverein ein halbes Jahr lang eine Chorschule, bevor sie
aufgenommen werden. "Da ich musikalisch sozusagen vorbelastet war,
wurde ich schon nach etwa fünf Wochen Mitglied", sagt Klaff. "Das war
aber eine Ausnahme." Ein paar Monate später, kurz nach seiner
Pensionierung, trat Klaff auch der Cäcilia Wolkenburg bei, der
Bühnenspielgemeinschaft des KMGV. Diese führt jedes Jahr zur
Karnevalszeit in der Kölner Oper ein "Divertissementchen" auf, eine
besonders Musiktheater,zu dem jährlich mehr als 30 000 Zuschauer
strömen.
Während die Sänger allesamt Laien sind, ist die
gesamte Organisation rund um den Verein und seine Auftritte sehr
professionell. "Beim Gesang werden wir von Profis geschult, die Tänze
studiert eine Ballettmeisterin mit uns ein. Auch die Maske und Kostüme
werden von den Mitarbeitern der Oper gemacht", sagt Klaff.
Die Stücke behandeln Ereignisse aus der Kölner
Stadtgeschichte oder persiflieren Vorlagen der klassischen Literatur.
Das Besondere: Alle Rollen, auch die der Frauen, werden von Männern
gespielt – sogar die der Balletttänzerinnen. Zum anderen wird
ausschließlich auf Kölsch gesprochen und gesungen, was Peter Klaff keine
Probleme bereitet. "Das Neusser Platt ist dem Kölschen ziemlich
ähnlich, sie unterscheiden sich nur in Nuancen, die konnte ich mir aber
schnell aneignen", sagt der gebürtige Neusser lachend. "Neben der
Bandbreite an Liedgut, die der KMGV im Repertoire hat, ist es für ihn
vor allem der Zusammenhalt in der Gruppe, der mich begeistert", sagt der
64-jährige. Etwas Lampenfieber hat er vor der Premiere schon, aber das
hält sich noch in Grenzen: "Ich spiele ja keine Solo-Rolle."