Die
18-jährige Marie Möller zeigt im Haus des Hamburger Kulturvereins
Volksbühne zum ersten Mal ihre Bilder. Die Neusserin steht am Anfang
ihrer Laufbahn. Zurzeit schaut sie der Fotografin Esther Haase über die
Schulter.
Von Klas Libuda
Als Marie Möller ihre erste Kamera geschenkt bekam,
war sie fünf. Seitdem kann sie das Fotografieren nicht mehr lassen. Die
heute 18-Jährige hat es derweil aus ihrer Neusser Heimat nach Hamburg
verschlagen, seit dieser Woche präsentiert sie dort ihre Bilder.
"Lebensräume, Lebensträume" heißt ihre erste Ausstellung. Zu sehen ist
die Schau im Haus der Hamburger Volksbühne.
Dass das mit der Ausstellung geklappt hat, ist dem
Zufall zu verdanken: Vor vier Monaten ging Marie Möller für ein
Praktikum nach Hamburg. Die 18-Jährige kannte niemanden in der fremden
Stadt. Sie brauchte ein Foto für ihr Busticket, und als sie endlich
einen Passbildautomaten gefunden hatte, traf sie einen jungen Mann
Anfang 20, Emil Höfling, zufällig Fotograf. Man kam ins Gespräch, man
blieb in Kontakt. "Irgendwann fragte er mich, ob wir gemeinsam diese
Ausstellung machen wollen", erzählt Möller. Sie sagte zu.
Marie Möller kommt aus Neuss, sie ging in Knechtsteden
zur Schule. Mit ihren Freundinnen und der Kamera war sie immer
unterwegs, "knipste" ihre Umgebung. Es war ihre Mutter, die schließlich
feststellte: "Mensch, du hast ein richtig gutes Auge", erinnert sich die
Fotografin. Fortan professionalisierte sie ihren Umgang mit der Kamera,
einer Nikon. Sie begann, Bilder zu inszenieren, mit Requisiten
auszustatten, sich Gedanken zu machen.
Vor zwei Jahren erbte sie etwas Geld, da wusste sie
schon, dass die Fotografie ihr Ding ist. "Ich stand vor der Wahl, das
Geld anzulegen oder etwas Unvernünftiges zu tun." Sie entschied sich für
Letzteres und gab das Geld aus. Im Keller der Großeltern richtete sie
sich ein Fotostudio ein. Opa hilft, wenn ein "Shooting" - also ein
Fototermin - vorbereitet werden muss, Oma backt Kuchen. So war es, bis
die Enkelin im Januar nach Hamburg zog.
In der Hansestadt arbeitet Marie Möller derzeit für
die Fotografin Esther Haase. Haase setzt Kleidungsstücke von
Design-Firmen wie "s.Oliver" und "Victoria's Secret" ins Bild. Dass
Möller ihr nun auf die Finger schauen darf, verdankt sie nur sich
selbst. "Ich war wohl hartnäckig genug", sagt sie. Acht Monate habe sie
sich immerzu bei der Fotografin gemeldet, dann endlich lud Haase die
ambitionierte junge Frau ein. Seitdem habe sich ihre Fotografie
verändert, sagt die Neusserin. Weniger Oberfläche, mehr Aussagekraft -
so findet Marie Möller. Als nächstes will sie sich für ein
Fotografie-Studium einschreiben. "Ich möchte mehr in Richtung Haase
gehen", sagt sie, in Richtung Modefotografie.
Ein Großteil der nun ausgestellten Bilder stammt aus
den Hamburger Monaten. Menschen zeigt die 18-Jährige im Haus der
Besucherorganisation Volksbühne, zuweilen erzählen ihre Bilderserien
Geschichten. Von Frauen etwa, deren Beine übers Kopfsteinpflaster eilen,
auf dass man ihre Schuhe stöckeln zu hören glaubt. In Neuss zeigte
Möller ihre Bilder bisher nicht öffentlich, in Düsseldorf gebe es nun
aber Interesse, die Arbeiten auszustellen, berichtet sie. Details möchte
Möller noch keine verraten.
Ihre erste Kamera übrigens ging der jungen Marie noch
als Kind verloren. Vor ein paar Jahren fand sie sie wieder, samt Film.
Sie hat ihn nie entwickelt. So bewahrt sie sich die Erinnerung.