Als leitender Pfarrer in einer "Großgemeinde" mit 17 500 Seelen sieht Vossen sich immer öfter mehr als Manager denn als Seelsorger gefordert. "Ich komme immer weniger zu dem, wofür ich Priester geworden bin", erklärt der 58-Jährige, der seit 1983 Pfarrer im Neusser Süden ist. Dieser ernüchternden Bestandsaufnahme folgte die Frage, wie es weitergehen kann und soll. "Ich fühle mich noch stark und energiegeladen genug, mir eine neue Aufgabe zu suchen", sagt Vossen. Diese hat er auch schon gefunden: Im Sommer wechselt er als Krankenhausseelsorger nach Düsseldorf. Schwerpunktmäßig wird er im Marienhospital tätig werden.
Dass Vossen in Neuss gleich vier ehemals selbstständige Pfarreien leitet, ist eine Folge des Priestermangel im Erzbistum Köln. "Von Priestermangel war schon 1981 die Rede", erinnert sich Vossen an das Jahr seiner Priesterweihe. "Damals wurde gesagt, es werde nie dazu kommen, dass man zwei Gemeinden leiten muss", erinnert er sich. Diese Annahme war für ihn spätestens 2002 widerlegt, als er – nach neun Jahren an St. Paulus – auch die Gemeinde St. Peter in Hoisten übernehmen musste
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Nähe zu den Menschen, so hatte Vossen in einem offenen Brief den Ehrenamtlich Tätigen im Seelsorgebereich schon erklärt, sei nur noch punktuell möglich und bleibe "rudimentär." Er habe es dennoch versucht, spüre aber, "dass ich das nicht will bis zur Erreichung der Ruhestandsgrenze, die bei uns Priestern beim 70. Lebensjahr liegt." Statt dessen wechselt er in eine Sonderseelsorge, auf die er sich mit einem sechswöchigen Weiterbildungsseminar und einem Pflegepraktikum vorbereitet. Das will er noch in seiner Neusser Zeit tun.
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