Dienstag, 28. Januar 2014

Neuss Vossen will wieder mehr Priester sein

Im Sommer wechselt der leitende Pfarrer der so genannten Apostel-Gemeinden nach Düsseldorf. Als Krankenhausseelsorger will er wieder mehr Priester und weniger Manager sein. Seine Nachfolge ist noch nicht geregelt. Von Christoph Kleinau
Die vier Gemeinden im Seelsorgebereich Neuss Süd müssen sich auf eine längere Zeit ohne leitenden Pfarrer einrichten. Für 20 vakante Stellen, so brachte Pfarrer Wolfgang Vossen im Kölner Generalvikariat in Erfahrung, sollen, wenn sich im Sommer turnusmäßig das Personalkarussell dreht, nur zehn Geistliche zur Verfügung stellen. Aber das bringt ihn nicht davon ab, zu diesem Termin den Seelsorgebereich der so genannten Apostelpfarren zu verlassen. Sein Besuch bei der Kostümsitzung des Norfer Narren-Club am Samstag – Teil eines langen Abschiednehmens.
Als leitender Pfarrer in einer "Großgemeinde" mit 17 500 Seelen sieht Vossen sich immer öfter mehr als Manager denn als Seelsorger gefordert. "Ich komme immer weniger zu dem, wofür ich Priester geworden bin", erklärt der 58-Jährige, der seit 1983 Pfarrer im Neusser Süden ist. Dieser ernüchternden Bestandsaufnahme folgte die Frage, wie es weitergehen kann und soll. "Ich fühle mich noch stark und energiegeladen genug, mir eine neue Aufgabe zu suchen", sagt Vossen. Diese hat er auch schon gefunden: Im Sommer wechselt er als Krankenhausseelsorger nach Düsseldorf. Schwerpunktmäßig wird er im Marienhospital tätig werden.
Dass Vossen in Neuss gleich vier ehemals selbstständige Pfarreien leitet, ist eine Folge des Priestermangel im Erzbistum Köln. "Von Priestermangel war schon 1981 die Rede", erinnert sich Vossen an das Jahr seiner Priesterweihe. "Damals wurde gesagt, es werde nie dazu kommen, dass man zwei Gemeinden leiten muss", erinnert er sich. Diese Annahme war für ihn spätestens 2002 widerlegt, als er – nach neun Jahren an St. Paulus – auch die Gemeinde St. Peter in Hoisten übernehmen musste
.
Im Erzbistum Köln wurde mit der Schaffung großer Seelsorgeverbände auch die Funktion des leitenden Pfarrers eingeführt. Priestern, die ihre Aufgabe vor allem in der Seelsorge sehen, sollen dies als Pfarrvikar in den Seelsorgeteam der Großgemeinden tun dürfen. Aber: Ist das eine Option für jemanden, der mehr als 20 Jahre Pfarrer war und über die Kirchenvorstände auch die wirtschaftliche Verantwortlichkeit für die Kirche im Ort in Händen hielt? Vossen zumindest will diesen Weg nicht gehen.
Nähe zu den Menschen, so hatte Vossen in einem offenen Brief den Ehrenamtlich Tätigen im Seelsorgebereich schon erklärt, sei nur noch punktuell möglich und bleibe "rudimentär." Er habe es dennoch versucht, spüre aber, "dass ich das nicht will bis zur Erreichung der Ruhestandsgrenze, die bei uns Priestern beim 70. Lebensjahr liegt." Statt dessen wechselt er in eine Sonderseelsorge, auf die er sich mit einem sechswöchigen Weiterbildungsseminar und einem Pflegepraktikum vorbereitet. Das will er noch in seiner Neusser Zeit tun.
Quelle: NGZ

Keine Kommentare: