Freitag, 25. April 2014

Neuss 0 Installation trennt in ein Drinnen und Draußen

Seit einem Jahr arbeitet der israelische Künstler Amit Goffer in Neuss. Für eine Ausstellung im Atelierhaus schuf er eine eigene Arbeit. Von Helga Bittner
 
"Integration" nennt der Künstler Amit Goffer seine Arbeit - und dann steht da ein Käfig aus Maschendraht in einer Wandhöhe, die an ein Rein- oder Rausklettern nicht mal denken lässt. Aber es gibt ja Öffnungen. Zwei, um genau zu sein. Eine breite, durch die jeder kommt, und eine schmale, durch die manche kommen, und "manche denken, dass sie kommen", sagt der Künstler verschmitzt. Der in Israel geborene Amit Gofferr hat viel Humor, sieht die Welt von vielen Seiten und will genau das auch mit seiner Arbeit ausdrücken. Integration kann vieles meinen, sagt er, Offenheit, aber auch ein In-etwas-drinstecken. Beides reflektiert er mit seiner Installation, die er für den Ausstellungsraum des Atelierhauses geschaffen hat.
Vielleicht zeigt der Produktionsprozess dieser Arbeit - und mehr wohl noch der Lebensweg - am ehesten, was der 1979 in Tel Aviv geborene Künstler meint. Vor drei Jahren ist der junge Israeli nach Deutschland gekommen. Der Liebe wegen, zu der deutschen Künstlerin Vera Lossau: "Aber ich kam auch, weil ich den Dialog mit anderen Kulturen und anderen Künstlern wollte." Zunächst aber bedeutete das für den in Israel anerkannten professionellen Künstler, dass er seine Kunst nicht verkaufen durfte. "Das Künstlervisum zu bekommen, bedeutete viel Bürokratie", sagt er heute.
Gleichwohl habe er in dieser Zeit so viel Unterstützung erfahren. Etwa von der Kunstakademie Düsseldorf, der heutigen Rektorin Rita McBride und Professor Richard Deacon, in deren Klassen er studiert hat. "Wir arbeiten alle drei mit dem Raum", sagt Goffer, "und hatten dadurch eine wunderbare Basis für Gespräche und Diskussionen."

Über einen Aushang des Neusser Kulturamts erfuhr er von freien Ateliers an der Hansastraße. "Seine Bewerbung ist uns richtig in den Schoß gefallen", sagt Amtsleiter Harald Müller heute lachend. Denn Goffer war der erste in einer Reihe von Kunstakademie-Studenten, die nach Neuss zogen, um zu arbeiten. Dieses Ineinandergreifen von Gelegenheiten und Unterstützung lässt Amit Goffer förmlich strahlen. Und das bezieht auch seine Installation ein, die ihm das Kulturamt mit Hilfe der Jubiläumsstiftung der Sparkasse ermöglicht hat und von der Werkstatt des Rheinischen Landestheaters umgesetzt wurde. "Das war einfach perfekt", sagt er.
Der Raum im Raum ist offen offen. Doch jene Wand, die der Besucher als erstes sieht, wenn er durch die Tür tritt, ist hinter dem Maschendraht komplett mit einem dunklen Material verkleidet. Nicht sehen, was da drinnen ist; hineingehen und von außen beobachtet zu werden und selbst das Draußen beobachten; eintauchen in unbekannte Klänge (aus Tierlauten oder Alarmtönen?); dabei gleichzeitig von einer rotierenden Scheibe in Augenhöhe fast bedrängt zu werden - das hat was Beunruhigendes.
Aber der Raum kann auch ein Schutzraum sein. Die von außen als dunkel wahrgenommene Wand entpuppt sich drinnen als Rückseite grüner (Kunst-)Rasenbahnen. In der Tonspur, die durch die rotierende Konstruktion durch den Raum wandert, lässt sich auch etwas Meditatives entdecken. Das alles hängt, wie in allen Dingen des Lebens, immer von der persönlichen Sichtweise ab.
Quelle: NGZ

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