Wenn es richtig ist, was der Volksmund behauptet, dann ist Ilga Thywissen der Beleg dafür: Hinter einem erfolgreichen Mann steht immer auch eine starke Frau. So unterstützte sie den Politiker Hermann Wilhelm Thywissen, der von 1982 bis 1988 letzter Oberbürgermeister der Stadt Neuss war; ebenso den Schützen, der von 1961 bis 1992 als Präsident amtierte und der 50 Jahre (1949 bis 1999) Präsident der Bürgergesellschaft war. Ihre Lebensleistung hallt über ihren Tod hinaus. Das sagt zumindest Schützenpräsident Thomas Nickel: "Ilga Thywissen hat gemeinsam mit ihrem Mann das Schützenfest in seiner heutigen Form geprägt." Sie habe ihren Beitrag geleistet, "dem Schützenwesen zu seinem gesellschaftlichen Rang zu verhelfen, den es heute genießt." Bis zuletzt fühlte sich Ilga Thywissen bei ihren Schützen gut aufgehoben. Auch nach dem Tod ihres Mannes im August 2008 kam sie regelmäßig am Schützenfest-Montag ins Festzelt, wenn sich dort auf der Bühne die ehemaligen Schützenkönige und Königinnen treffen. So auch im vergangenen Jahr.
Ilga Thywissen war die liebevolle und loyale Mitstreiterin ihres Mannes, sie dokumentierte aber auch stets Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit. Mit ihrem im Jahr 1988 gegründeten Verein Lebensschutz war sie eine Kämpferin für das ungeborene Leben – nicht nur verbal, sondern auch mit tätiger Handarbeit. Sie ging persönlich dorthin, wo die Frauen wohnten, die auf Hilfe hofften. Patenschaften für Schwangere, für Alleinerziehende und deren Kinder gewährte sie. Doch auch für alte und kranke Menschen hatte sie und ihr Verein ein offenes Ohr. "Durch ihren Rat und ihre Tat haben sich viele Schwangere für ihr Kind entschieden", sagte 1994 der inzwischen verstorbene Stadtdechant Msgr. Karl Franssen, der ihr damals den Orden "Pro ecclesia pontifice" überreichte.
Liebe und Tatkraft von Ilga Thywissen galten vor allem ihrer Familie, inklusive dem Familienunternehmen Ölmühle C. Thywissen. In den letzten Jahren diktierte ihr das Alter mehr Zurückhaltung auf; ihre Präsenz in der Öffentlichkeit nahm ab, doch Leben und Werk von Ilga Thywissen sind unvergessen. Neuss hat seine Grande Dame verloren.
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