Dienstag, 15. April 2014

Neuss 0 Neuss als Modellstadt für neues Einkaufen

Ein Willicher Projektentwickler sucht einen Standort für ein Modellvorhaben, das auch den Innenstadthandel stärken soll. Wer es selbst nicht mehr in die City schafft, soll seine Bestellung an einem zentralen Ort abholen können. Von Christoph Kleinau
 
Der stationäre Einzelhandel nimmt den Kampf mit der Internetkonkurrenz auf. Konzepte dafür gebe es inzwischen in Hülle und Fülle, sagt Christoph Napp-Saarbourg von der Zukunftsinitiative Innenstadt Neuss (ZIN), die selbst an einer solchen Lösung arbeitet. Aber während ZIN derzeit (noch) im Hintergrund neue Wege denkt, um den Einzelhandel im Ort zu stärken, ist der Willicher Projektentwickler "Schmid Mobility Solutions" schon einen Schritt weiter. Er will in Neuss den Prototyp einer Einrichtung bauen, die Firmengründer Frank Schmid den "Marktplatz der Zukunft" nennt und die unterschiedliche Funktionen bündelt.
"Wir wissen, was wir wollen, aber nicht, wo wir können", sagt Schmid, dessen Unternehmen gerade eine offensive Standortsuche betreibt. An der Kölner Straße in Uedesheim wurde in seinem Auftrag schon eine infrage kommende Fläche vermessen - was sofort die Anwohner alarmierte. "Östlich der B 9 kein Gewerbe", fasst Jürgen Kindel (FDP) den Willen der Uedesheimer wie auch der Politik zusammen. Lässt sich diese Option nicht weiterverfolgen, hätte Schmid noch zwei weitere Flächen im Visier, sagt er. Aber auch die Stadt bemüht sich, ihm bei der Standortsuche zu helfen. "Bisher konnten wir noch nichts anbieten", sagt Bürgermeister Herbert Napp.
Schmids Marktplatz soll auf die Bedürfnisse einer mobilen, aber auch alternden Gesellschaft reagieren, die Innenstadt erhalten und auch ein Problem des Online-Handels lösen - die schlechte Erreichbarkeit der Besteller, die oft auf der Arbeit sind, wenn daheim der Paketbote schellt. Was schwer vereinbar klingt, soll so funktionieren:
Tanken Weil der geplante Marktplatz an einer viel befahrenen Straße liegen und keine zusätzlichen Verkehre erzeugen soll, sollen dort Verkehrsteilnehmer alle Treibstoffe bekommen können - von Benzin über Strom bis zum Wasserstoff. Projektpartner dafür seien Total Deutschland und die Firma Linde, sagt Schmid.

Gastronomie Ein Marktplatz ohne Gastronomie wäre als Treffpunkt unvollständig, glaubt man bei Schmid Mobility Solutions. Gedacht ist an ein Lokal, das auch die Möglichkeit bietet, an interaktiven Tischen im Internet zu stöbern - und sich dort zum Beispiel die Angebote des örtlichen Handels anzusehen.
Handel Den Innenstadthandel dazu zu bringen, seine Angebote gebündelt auf einer Internetplattform vorzustellen, wäre eine Idee, die Bürgermeister Napp interessant findet. Dieses Vorhaben könnte mit Geld aus dem Innenstadtfonds erarbeitet werden, sagt er. Schmid setzt an diesem Punkt an. Waren und Dienstleistungen wie das rasch besorgte Geschenk oder die gereinigte Hose, die in der Stadt bestellt werden, könnte ein Kurierdienst einsammeln und zum neuen Marktplatz bringen, wo sie der Besteller auf dem Weg zur oder nach der Arbeit abholen kann. Und das noch am gleichen Tag und möglichst ohne einen Umweg fahren zu müssen. "Ware sofort verfügbar zu haben, ist der entscheidende Vorteil des örtlichen Handels gegenüber den Internetanbietern", wirbt Schmid. Napp-Saarbourg bleibt skeptisch. Irgend jemand werde das bezahlen müssen, sagt er, gibt aber auch zu: "Diese Kunden hätten wir nicht ans Internet verloren."
Quelle: NGZ

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