Montag, 27. Januar 2014

Neuss Der ganz normale Familien-Wahnsinn

Mit Musik und viel Witz inszeniert Sergio Abajur im Kulturforum "Alte Post" seine Geschichte einer Vampir-Familie. Das Stück Fam.Pir konnte die Zuschauer am Samstagabend bei seiner Premiere begeistern. Fortsetzungen sind in Arbeit. Von Jascha Huschauer
Es geht drunter und drüber bei Familie Pir. Der jüngste Sohn hängt nur am Smartphone, die beiden Schwestern liegen im Dauerstreit, Schwiegermutter und Vater hassen sich. Dass die Familie sich von Menschenblut ernährt, stört nur den Jüngsten, der deshalb beschließt, Vegetarier zu werden – sehr zum Kummer des Vaters. Denn die Familie Pir ist eigentlich eine Vampir-Familie.
Ihr Leben zeigt die Komödie "Fam.Pir", die am Samstag im Kulturforum Alte Post Premiere feierte. Allein die Vorstellung der Charaktere reicht da schon aus, um das Publikum mitzureißen. Die Komik ergibt sich aus den herrlich unterschiedlichen Typen und den verschiedenen Generationen, die in jeder Familie aufeinanderprallen. So kann sich jeder der vom Alter bunt gemischten Zuschauer in einem Charakter wiederfinden.
Von sich aus komisch ist der jüngste Sohn Max, der sein Leben nur noch durch sein Smartphone erlebt und dadurch stark an Max Frischs Homo Faber erinnert.
Vor allem die beiden Zwillingsschwestern Kelly Mayar und Mayar Kelly, die weder mit und noch ohne die Andere glücklich werden können, sorgen für etliche Lacher. Bemerkenswert ist hierbei, wie gut David Cham und Maurice Stocsek in die weiblichen Rollen schlüpfen können – auf Stöckelschuhen verkörpern sie die zickigem und zugleich anmutend elegantem Schwestern extrem gut. Auch Robert Heinle verkörperte Schwiegermutter Helga als böse Hexe sehr erfrischend. Und das obwohl er im ersten Teil zunächst in die Rolle von Sohn Max geschlüpft war.
Ursprünglich sollte das komplette Stück ausschließlich mit Männern besetzt werden. Doch eine Woche vor der Premiere sprang Alexander Kurczyk überraschend ab. Birgit Meyer übernahm den Part als Mutter Josephine.
Den für die Handlung wichtigsten Charakter übernahm Regisseur Sergio Abajuar gleich selbst. Er spielte den ältesten Sohn Oliver, der von seinem Studium in Südamerika zurück zur Familie Pir kommt. Diese Figur bringt den Humor des Stücks auf den Punkt: Oliver ist nämlich homosexuell und hadert damit. Aber nicht, weil seine Familie das nicht akzeptiert, oder weil er ausgegrenzt wird. Nein, Oliver wäre einfach lieber hetero, und seine Familie versucht ihm den Gedanken auszutreiben. Schließlich sind die Pirs der Überzeugung, dass man nicht entgegen seinem Naturell leben soll.
Einen richtigen Abschluss findet die Komödie dann absichtlich nicht. Schließlich sollen sich die Figuren im zweiten Teil und dritten Teil weiterentwickeln können.
Fortsetzen soll sich die verrückte Komödie schon Ende dieses Jahres mit "vampirischen Weihnachten". Bis dahin bleibt Zeit, sich mal wieder mit der eigenen Familie zu treffen. Ganz sicher wird es dort auch Streitereien und komisches à la Familie Pir geben. Denn Fam.Pir zeigt deutlich: Vampire sind auch nur Menschen.
Quelle: NGZ

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