Das, was dem Kranführer da gestern Morgen gegen 4.45 Uhr am Haken hing, hatte Detlef Vater mit seinem Schwertransport-Laster auf 19 Achsen zuvor von Niesky an der polnischen Grenze bis in die Neusser Innenstadt manövriert. Lange war er unterwegs, ehe es endlich an seinem neuen Bestimmungsort war. Ganze 116 Tonnen wiegt einer der vier neuen Stränge, die an der Eisenbahnbrücke montiert wurden. Die letzten beiden konnten gestern erfolgreich auf die zuvor betonierten Brückenköpfe gesetzt werden. Und zwar innerhalb von gerade einmal 52 Stunden Sperrzeit.
"Eine Eisenbahnbrücke innerhalb dieser Zeitspanne bei laufendem Zugverkehr auf zwei Gleisen abzureißen und anschließend wieder neu aufzubauen – das ist selbst für Spezialisten eine große Herausforderung", sagt Wolfgang Krause von der Bauüberwachung. Er vertritt die Deutsche Bahn auf der Großbaustelle, in seinem Büro laufen alle Fäden zusammen: An einem großen Wandplan werden alle Maßnahmen genau eingetragen. "Wir haben keine Minute zu verschenken – zu eng ist der Zeitplan", sagt der 63-jährige Ingenieur, der schon einige Brückenbauten begleitet hat.
Die Reifen der Radlader bahnten sich ihren Weg durch den schlammigen Untergrund, der starke Regenfall sorgte für Probleme bei der Verdichtung des Bodens, auf dem die tonnenschweren neuen Brückenteile aus Stahltrog Fuß fassen sollen. Aus Stahl müssen dabei auch die Nerven von Bauleiter Rösgen sein – doch in den frühen Morgenstunden zeigte er sich gestern recht zuversichtlich: "Bis jetzt liegen wir gut im Zeitplan." Dass jeder Handgriff saß – das haben seine Arbeiter unter Beweis gestellt. Jetzt rollt der Zugverkehr wieder, die schweren Arbeiten sind abgeschlossen.
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