Montag, 27. Januar 2014

Grevenbroich Feuerwehr setzt wieder auf Sirenen

Die Feuerwehr in Wegberg informiert mit einer App für Smartphones über ihre Einsätze. Die Grevenbroicher Wehr hält nichts davon, sie befürchtet "Katastrophen-Tourismus". Wichtiger sei die Warnung der Bürger – etwa mit neuen Sirenen. Von Carsten Sommerfeld
Mit Blaulicht und Martinshorn bahnt sich der Löschzug den Weg durch den Verkehr, Passanten drehen sich um, viele Bürger fragen sich: "Was ist passiert, wo brennt's?" Für solche Fälle hat die Freiwillige Feuerwehr Wegberg im Kreis Heinsberg jetzt etwas Neues: ein Programm (App) für Smartphones, mit dem über aktuelle Einsätze informiert wird.
"Ein Grund dafür ist, dass viele Gerüchte in die Welt gesetzt wurden. Dem wollen wir nun mit der App entgegentreten", so Pressesprecher Frank Heinen. Zudem seien Einsätze oft in sozialen Netzwerken mit nicht eindeutiger Quelle veröffentlicht worden. Auch zur Warnung, etwa bei Unwetter, wollen die Wegberger die Smartphone-Anwendung nutzen.
Die App mit Infos schon kurz nach der Alarmierung – ist das ein Vorbild für Grevenbroich? "Nein", sagt Feuerwehr-Leiter Udo Lennartz: "Ich halte so etwas nicht für dienlich. Denn damit könnte der ,Katastrophen-Tourismus' gefördert werden." Seine Sorge: "Leute könnten denken: ,Da ist was los, da fahre ich hin' – und verabreden sich dann per Smartphone. Bei Einsätzen auf der Autobahn erleben wir schon heute, dass Autofahrer aussteigen und bis ganz nach vorn zum Unfallort laufen, um zu sehen, was geschieht." Das könne den Einsatz behindern, die Arbeit von Feuerwehr und Polizei erschweren.
Auf einem anderen Weg, als die Wegberger Kollegen informiert die Feuerwehr in der Nachbargemeinde Jüchen: "Wir versuchen, auf unserer Homepage möglichst zeitnah über unsere Einsätze zu berichten", sagt Feuerwehr-Chef Heinz-Dieter Abels. Auch er hat festgestellt, "dass schnell Gerüchte in sozialen Netzwerken kursieren".
Grevenbroichs Feuerwehrchef will weiter nach der für ihn bewährten Methode vorgehen: "Erst machen die Feuerwehrleute die Arbeit, dann informieren wir darüber." Wichtig sei aber, so betont Udo Lennartz, die Bürger rechtzeitig zu verständigen, wenn Gefahr besteht – wenn beispielsweise nach einem Brand eine Rauchwolke mit Schadstoffen in Richtung eines Wohngebietes zieht oder wenn – wie in der vergangenen Woche – eine Bombe entschärft wird. Dafür will er künftig neben Lautsprecherdurchsagen und Hinweisen in den Medien auf eine weitere Methode setzen: "Wir planen, im Stadtgebiet digitale Sirenen aufzustellen." Damit wird ein altes Warnmittel aus der Zeit des Kalten Krieges mit moderner Technik zurückkehren.
Die alten Sirenen wurden im Stadtgebiet laut Lennartz vor rund 20 Jahren abgebaut, die Feuerwehrleute werden heute über Funkmelde-Empfänger alarmiert. Doch Lennartz sieht in der Sirenen-Warnung Vorteile. "Die hören alle, junge und alte Menschen. So kann die Bevölkerung zusätzlich informiert werden." Die digitalen Sirenen würden in den Stadtteilen auf Dächern oder Masten aufgestellt und könnten im jeweils betroffenen Bereich ausgelöst werden. "Wir prüfen, welche Standorte in Frage kommen", sagt Stadtsprecher Andreas Sterken.
Sirenen gibt's übrigens in manchen Nachbarkommunen nach wie vor, etwa in Korschenbroich. "Vor etwa zwei Jahren haben wir unsere vorhandenen Sirenen für rund 20 000 Euro auf digitale Steuerung umrüsten lassen", erläutert Frank Baum, Leiter der Feuerwehr Korschenbroich. "So können wir mit dem Alarmton die Bevölkerung auffordern, dass sie Türen und Fenster schließt und das Radio einschaltet", so Baum. "Darüber hinaus können wir die Feuerwehrleute – bei größeren Einsätzen – zusätzlich zu den Meldeempfängern über die Sirene alarmieren."
Quelle: NGZ

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