Freitag, 24. Januar 2014

Abwahl Zillmers macht Neustart erforderlich

Die Mitgliederversammlung des CDU-Stadtverbandes hat am Mittwochabend entschieden, wer bei der Kommunalwahl im Mai für die Christdemokraten in Kaarst ins Rennen geht. Die bisherige Vorsitzende der Ratsfraktion, Dorothea Zillmer, ist nicht dabei. Von Julia Hagenacker
Für die CDU in Kaarst war der vergangene Mittwoch in mehrfacher Hinsicht ein denkwürdiger Tag. Die Partei hat sich für die Kommunalwahl im Mai neu aufgestellt, hat mit einer vermeintlich guten Tradition gebrochen und – aus der Sicht nicht weniger Mitglieder wohl auch ein Tabu. In der CDU von früher soll es das jedenfalls nicht gegeben haben: Dass ein Parteivorstand eine amtierende Fraktionsvorsitzende wie Dorothea Zillmer, mit 25 Jahren Stadtratserfahrung, gegen ihren Willen nicht mehr auf die Vorschlagsliste für die Kommunalwahlkandidaten setzt.
Demokratisch entschieden hat am Ende die Mitgliederversammlung: Zillmer unterlag im Wahlkreis 6 denkbar knapp dem 23 Jahre alten Vorsitzenden der Jungen Union, Sven Ladeck, mit 117 zu 124 Stimmen. Das Votum dürfte das Ende eines bis zum Schluss erbittert geführten Macht- und Lagerkampfes zwischen Partei- und Fraktionsspitze sein; ein Kampf, der sich Außenstehenden, wenn überhaupt, nur mit einem Blick nach innen erklärt. Tatsächlich hat die CDU als größte Fraktion im Stadtrat in der vergangenen Wahlperiode eine Menge erreicht: Die Ikea-Umsiedlung ist in trockenen Tüchern, der U3-Ausbau geschafft. Daran hatte selbstverständlich auch die Fraktionsvorsitzende teil. Die Frage ist: Wie quälend war der Weg dorthin?
Dass es von Beginn an Spannungen zwischen dem "Team Zillmer", Parteichef und Fraktions-Vize Lars Christoph wie auch einem Großteil des Parteivorstandes gab, hat die am Dienstag aus der CDU ausgetretene ehemalige Geschäftsführerin Uschi Baum bestätigt. Wirklich problematisch wurde sie Situation aber erst 2011. Da wurde der mit CDU/FDP-Mehrheit getroffene Ratsentschluss zum Umzug der Grundschule Stakerseite durch ein Bürgerbegehren zu Fall gebracht. Damals spaltete sich die CDU-Fraktion – in Bussardstraßenbefürworter und -gegner.
Lars Christoph gehörte, anders als Zillmer, zu den Gegnern und handelte auch so. Bei der Abstimmung im Rat verlor die Fraktionschefin beinahe ihr Gesicht. Ruhe in die Arbeit von Fraktion und Parteivorstand zu bringen und alle Lager wieder zusammenzuführen, wäre damals Aufgabe aller Funktionsträger gewesen. Dorothea Zillmer konnte oder wollte das nicht. Bei der Neuwahl des Fraktionsvorstands im März 2012 wurden Christoph, Ortsverbandschef Ingo Kotzian und Beisitzer Marcel Schulze Bomke-Vossschulte – allesamt Bussardstraßengegner – mit schlechten bis miserablen Ergebnissen abgestraft. Für die meisten wurde die politische Arbeit spätestens danach zur Qual.
Mit der Entscheidung, Dorothea Zillmer den deutlich weniger erfahrenen Sven Ladeck entgegenzusetzen, ist der Parteivorstand ein Risiko eingegangen. Mit seiner selbstbewussten Kandidatur hat sich der 23-Jährige nicht nur Freunde gemacht. Dass er den Wahlkreis 6 holen kann, muss er jetzt erst beweisen. Mögliche Parteiaustritte und Stimmverluste sind wohl einkalkuliert. Gewinner des parteiinternen Wahlkampfes könnten am Ende die Kaarster sein: Sie blicken auf ein altersmäßig gut gemischtes Kandidaten-Tableau – einer Partei, in der nichts mehr sein muss, nur "weil es immer so war".
Quelle: NGZ

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