Und enttäuscht wird niemand. Selbst kleine Hänger wirken wie Teil der Aufführung – die Stunker können eben auch ganz wunderbar improvisieren. Für die Sitzung mit dem Titel "Wer bützt mich, und wenn ja, wie viele?" haben Maier-Bode und Jens Neutag sowie Sabine Wiegand als Songschreiberin wieder eine bewährte Mischung aus Kabarett und Comedy zusammengestellt.
Da wird etwa die hohe Politik mit NSA-Skandal und Drohnendesaster auf den Auftritt Schlemihls aus der Sesamstraße (Jens Kipper) und die Verhohnepipelung des Ministernamens ("de Misere") zusammengeschnurrt. Und fast immer legt das Autorenduo damit eine Punktlandung hin. Erst recht bei der Polit-Spiel-Szene: Sabine Weigands Merkel kommt als Pippi Langstrumpf daher, ein mauliges "Widewidewitt" auf den Lippen und ihre Minister drangsalierend: Ursula von der Leyen ist Pippis Pferd, Schäuble der Affe Herr Nielson, und Sigmar Gabriel und Manuela Schwesig sind Tommy und Annika. Den Rahmen der vielen Nummern liefern die verzweifelten Bemühungen eines Referentenduos – Andrea von der CDU (Ilva Melchior) und Stefan von der SPD (Harry Heib) –, die aus Berlin verschwundene Angela Merkel zu suchen. Und warum ausgerechnet in Neuss? Weil, so vermuten sie, die Kanzlerin von Bürgermeister Napp mal wissen will, wie man 70 Prozent bekommt ("das Rauchen im Büro anfangen?") oder weil die "Schleimspur von Schavan, Gröhe und Heusgen" sie dorthin gelockt hat.
Für die lokalen Themen sind die bewährten Protagonisten des TaS-Kabarettformats "Rathauskantine" zuständig. Hausmeister Jupp Schwadwerath (Dennis Prang) und Stadtarchivar Alfred E. Sülheim behaupten, dass das Kopfgebäude im Hafen nur ein "Hüsch-Büro mit Zugbrücke" ist, und dass "das Bieterverfahren für das neue Möbelhaus so offen war wie die Grenze zwischen Nord- und Südkorea"
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Da wirkt Wiegands Ruhrpottmutti Rosi fast wie eine Intellektuelle, und Heinz Allein aus Glehn wie ein Frank Sinatra vom Land – vor allem, wenn er so richtig schön schmalzig den Evergreen "New York, New York" mit neuem Text ("Ich hab dich lieb") singt und dabei eine Zuschauerin anbaggert. Überhaupt die Songs des Stunk: Sabine Wiegand hat sich an alten und neuen Hits orientiert, dabei Kracher wie "Nutbusch City Limits", "Pretty Woman" oder "Counting Stars" und "Altes Fieber" mit neuen Titeln und Texten versehen. Glanzlicht ist dabei zweifellos der Abgesang auf die FDP, den Heib und Wiegand triefend vor Gefühl auf "Time to say Goodbye" und ganz in Schwarz zelebrieren. Aber auch wenn Auftakt mit "Gimme some lovin' – Hier kommt der Stunk" und Ende der Sitzung mit "Get Lucky" und der wiederaufgetauchten Kanzlerin wunderbar funktionieren – zwischendurch hätten es ruhig mehr Ohrwürmer sein dürfen.
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