Samstag, 1. Februar 2014

Neuss Neue Regeln für Bombenentschärfungen

Enge Zeitvorgaben der Bezirksregierung verlangen nach neuen Ablaufplänen. Das ist die Erkenntnis aus dem Einsatz an am Donnerstagabend in Gnadental. Schnelle Information und die Gewinnung von Helfern werden zur Herausforderung. Von Christoph Kleinau
 
Viele Menschen in Gnadental kamen in der Nacht zum Freitag später ins Bett als gedacht und gehofft. Erst um 0.50 Uhr konnte Einsatzleiter Thomas Mathen Entwarnung geben und die Sperren rund den Fundort einer britischen Zehn-Zentner-Bombe an der Kölner Straße aufheben. Die kurze Nachtruhe war das Ergebnis einiger unvorhergesehener Zwischenfälle aber auch einer Planung, die so ganz anders war als bei allen Einsätzen zuvor. "Entschärfen am Fundtag" hieß die Vorgabe der Bezirksregierung – und das wird künftig immer so sein. "Wir müssen neue Ablauflisten erarbeiten, die man noch gezielter abarbeiten kann", zog Einsatzleiter Thomas Mathen vom Neusser Ordnungsamt ein erstes Fazit.
Der enge Zeitplan stellte alle Beteiligten vor allem vor die Herausforderung, das nötige Personal zusammenzutrommeln. Nach einer Rundmail im Ordnungsamt hatte Mathen acht Freiwillige zusammen, die Polizei füllte ihre Reihen gar mit 60 Beamten auf, die zum Teil aus dem Feierabend zurückkamen. Das gelang innerhalb einer Stunde berichtet Polizeisprecher Hans-Willi Arnold. "Das spricht für die hohe Motivation in der Behörde." Die Hilfe durch Beamte anderer Polizeibehörden war so nicht nötig.
Zu Verzögerungen kam es, weil ein Hubschrauber, der die Sperrzone mit einer Wärmebildkamera absuchen musste, aus Dortmund geholt werden musste. Der Polizeihubschrauber aus Düsseldorf wurde nämlich zeitgleich in Köln gebraucht. Ein Senior, der seine Wohnung an der Kölner Straße nicht verlassen wollte und eine Familie, die noch um 23.45 Uhr – fast zwei Stunden nach Sperrung des Gebietes – im Hotel Marienhof entdeckt wurde, verzögerten die Entschärfung der Bombe zusätzlich. 23 Uhr hatten die Behörden als Beginn der Entschärfung anvisiert, es wurde 0.20 Uhr. Die Arbeit von Feuerwerker Jost Leisten selbst war danach eine halbe Stunde später erledigt.
"Die Entscheidung, wann entschärft wird, liegt nicht bei uns", betont Mathen. Bislang war es so, dass er vom vorgegebenen Termin der Entschärfung rückwärts planen konnte – und manchmal zwei Tage Vorlauf hatte. Gestern stand die Frage nach dem frühestmöglichen Termin im Vordergrund. "Das birgt viel mehr Unwägbarkeiten", sagt Mathen. Eine andere Ablaufplanung soll helfen, die anvisierten Zeiten besser einhalten zu können.

Verbesserungswürdig ist nach Einschätzung des Einsatzleiters auch der Informationsfluss. In kurzer Zeit alle Betroffenen zu erreichen, war neben der Helfer-Rekrutierung das größte Problem. Auch die Stadtwerke hatten damit zu kämpfen: "Die Möglichkeit, Informationen an den Haltestellen auszuhängen, fehlte völlig", sagt Stadtwerkesprecherin Alexandra Hartig. Allerdings seien wegen der späten Uhrzeit der Sperrung nicht viele Fahrgäste betroffen gewesen.
Das war auch aus Sicht der Autobahnpolizei, die die B 1 abriegeln musste, der größte Vorteil an dem späten Termin: "Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es aussieht, wenn ein solcher Einsatz um 17 Uhr oder morgens stattfindet", sagt Polizeisprecher Markus Niesczerny.
Quelle: NGZ

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