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Harriet
Krijgh heißt die erst 22-jährige Cellistin, die beim jüngsten
Zeughauskonzert ihre zahlreichen Zuhörer bezauberte. Die hoch gewachsene
Niederländerin mit den zum lustig wippenden Pferdeschwanz gebundenen
rot-blonden Haaren erinnert nicht nur optisch, sondern vor allem durch
ihren mitreißenden, glutvollen Interpretationsstil an die legendäre
Cellistin Jacqueline du Pré. Diese hatte gemeinsam mit ihrem Mann Daniel
Barenboim seinerzeit dank großartiger Konzerte dem herrlich sonor
klingenden Violoncello zu einer verstärkten Wahrnehmung verholfen.
Von Heide Oehmen
Die junge Künstlerin Krijgh, die nach eigenen Worten
"zwar Perfektion anstrebt, aber auf dem Podium nur musizieren möchte"
nahm ihr Auditorium vom ersten Moment an gefangen. Dabei unterstützt sie
das 1620 gebaute, in allen Lagen wunderschön klingende Instrument von
Giovanni Paolo Maggini, das ihr ein privater Sammler zur Verfügung
gestellt hat.
Außergewöhnlich wie die Interpretin war auch das für
Neuss gewählte Programm. Neben einem Spätwerk von Claude Debussy
(1862-1918). der Sonate für Cello und Klavier d-Moll. erklang ein
bemerkenswertes Tongemälde: die Sonate für Violoncello und Klavier F-Dur
op.6 des 18jährigen Richard Strauss, das vor allem im schwärmerischen
"Andante" bereits den Liedkomponisten erahnen lässt.
Johannes Brahms ließ sich bei seiner frühen
Cellosonate e-Moll op.38 (entstanden 1862-1865) noch hörbar von seinem
großen Vorbild Beethoven inspirieren. Zum mitreißenden Abschluss wurde
"Introduktion et Polonaise brillante" des gerade mal 19-jährigen
Frédéric Chopin, der zur Entstehungszeit versuchte, in Paris Fuß zu
fassen.
Trotz der gravierenden Gegensätzlichkeiten in der
Werkfolge gab es an Harriet Krijghs Spiel nicht das Geringste
auszusetzen. Ihr Ton blieb vom Piano bis zum Fortissimo auch an
zupackenden Stellen stets edel, getragen von stupendem technischem
Vermögen und einer bezwingenden, dabei immer natürlichen Musikalität.
Auch die wenig ältere Moskauerin Magda Amara
überzeugte am Flügel mit atemberaubender Virtuosität und bis zum
Mezzoforte auch mit makelloser Anpassung. Doch Amaras Forte wirkte nicht
selten zu starr, zu wenig flexibel und deckte stellenweise ihre
Partnerin zu. Nach der schwungvollen Chopin-Polonaise war das Publikum
restlos begeistert, und der Applaus wollte kein Ende nehmen. Doch was
hätte man nach diesem "Reißer" im besten Sinne noch spielen sollen? Das
Konzert wird von WDR 3 am 10. Juni um 20.05 Uhr übertragen.
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