Mittwoch, 15. Januar 2014

Neuss Tafel will auch in Kaarst und Meerbusch helfen

Verein muss Einbruch bei Spenden hinnehmen. Kostensenkung bleibt ein Ziel. Zustrom machte vorübergehend Aufnahmestopp nötig. Von Christoph Kleinau
Mit über 100 Tonnen Lebensmitteln, die die Neusser Tafel im Dezember umsetzen konnte, und ihrer Weihnachtspäckchenaktion war der Jahresabschluss für die von Ehrenamtlern getragene Tafel ungewöhnlich arbeitsintensiv. So dicht war das Programm, dass die Helfergruppe vorübergehend keine Kunden neu in die Kartei aufnehmen konnte. "Ihre Erstversorgung bekamen sie natürlich trotzdem", erklärt Rebecca Schuh als Vorsitzende der Tafel, die diesen Aufnahmestopp schon wieder aufgehoben hat und neue Ziele ins Auge fasst.
Weil etliche der gut 2000 Menschen, die aktuell über den Tafelladen und in den Asylbewerberheimen versorgt oder durch ein Mittagessen – etwa in einigen Jugendeinrichtungen – unterstützt werden, aus Kaarst und Meerbusch kommen, denkt der Verein über eine Ausgabe von Lebensmittelspenden dort vor Ort nach. Weil Räume kaum und noch seltener kostenfrei zu bekommen sind, soll möglicherweise mit einer Lebensmittelausgabe aus einem Lieferwagen heraus begonnen werden.
Das lässt sich nun leichter planen, nachdem die Firma Profil, ein Institut für Stoffwechselforschung mit Sitz in Neuss, der Tafel gerade einen Wagen gespendet hat. Ansonsten aber, gibt Schuh zu, musste der Verein 2013 einen deutlichen Rückgang bei den Spenden hinnehmen. Auch deswegen kommt den Einnahmen aus der Kleiderkammer und den Spenden, um die die Tafelkunden gebeten werden, große Bedeutung zu. Obwohl, sagt Schuh, "wer nichts hat, geht bei uns nicht leer aus."
Ein Ziel bleibt: Kosten senken. Deshalb hofft die Tafel, über ihren Bundesverband bei einer Stiftung einen zinsgünstigen Kredit zu erhalten, mit dem eine preiswerte Immobilie erworben werden könnte. Das könnte preiswerter sein, als die Mietzahlungen für die Tafeleinrichtungen an der Düsseldorfer Straße, sagt Schuh. Herrichten könnte man die Räume mit eigenen Helfern.
Mit ihrer Arbeit stößt die Tafel mitunter auch auf Kritik. Etwa dann, wenn sie Kunden aus ihrer Kartei entfernen muss. Das Angebot sei als Akuthilfe gedacht, sagt Schuh, die aber auch weiß, dass gerade alte Menschen, Alleinerziehende oder Arbeitslose jenseits der 55 dauerhaft auf Hilfe angewiesen sind. Diese würden immer im Tafelladen einkaufen können. Jüngere aber, vor allem mit höheren Bezügen aus Transferleistungen, könnten abgewiesen werden, wenn die Zahl der Akutfälle zu groß wird.
Bei der Tafel in Grevenbroich, die aktuell rund 700 Kunden zählt, war das bislang nicht nötig, berichtet Tafel-Vorstand Walter Balzereit. Einrichtungen wie seiner kommt deshalb mitunter eine Ventilfunktion zu, wenn sie auch Kunden aus Neuss oder Kaarst aufnehmen. Derzeit seien das "ganz hoch gegriffen" unter 20 Personen, sagt er.
Balzereit wehrt sich aber dagegen, wenn die Tafeln miteinander verglichen werden. "Wir versuchen alle unser Bestes", sagt er. Und dabei agiert jede Tafel so, wie sie es kann und vermag. Das hängt von personellen und finanziellen Möglichkeiten ebenso ab wie vom Aufkommen an Lebensmittelspenden – und ist immer an der Situation vor Ort orientiert. Der Landes- oder gar der Bundesverband sind auch deshalb gegenüber den Vereinen vor Ort nicht weisungsbefugt.
Quelle: NGZ

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