Mittwoch, 5. März 2014

Landstraßenmord in Kaarst Fall Dicke bleibt für die Polizei ein Puzzlespiel

Die Ermittlungen zu Motiv und Tathergang im Fall des erschlagenen Daniel Dicke laufen. Der in Haft sitzende Cousin des Opfers schweigt nach wie vor, geht aber womöglich selbst nicht von einer baldigen Freilassung aus. Von Julia Hagenacker und Ruth Wiedner
 
Rechnet er selbst bereits mit einer Verurteilung und entsprechendem Freiheitsentzug? Die Kündigung der Mitgliedschaft kam vor wenigen Tagen per Post aus dem Gefängnis. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Tatverdächtige im Fall Daniel Dicke noch Mitglied in einem der größten Sportvereine in Korschenbroich. Wie sein Cousin, der vor zwölf Wochen, am 11. Dezember, an der K 37 in Büttgen erschlagen wurde, spielte er dort jahrelang Tennis. Jetzt erhielt der Vereinsvorsitzende ein Schreiben aus Ratingen. Seit sieben Wochen sitzt der 28 Jahre alte Sportlehrer, der bis zu seiner Verhaftung an einer Schule in Willich unterrichtete, dort in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen Totschlags, der Verdächtige schweigt.
"Er ist aus dem Verein ausgetreten", bestätigte der Vorsitzende gestern auf Anfrage. "Er hat formlos, mit einem Zweizeiler seinen sofortigen Vereinsaustritt erklärt. Dass er einsitzt, wurde von der Haftanstalt bestätigt." Der Vorstand hatte nach Bekanntwerden des Vorfalls bereits vorsorglich auf den Beitragseinzug für die erste Jahreshälfte 2014 verzichtet. Der 28-Jährige galt als guter Sportler und verstärkte erfolgreich die 1. Herrenmannschaft. "Ich habe ihn als lieben, netten Kerl kennengelernt", sagte der Sportwart unserer Zeitung. In der Öffentlichkeit hingegen gilt der Tatverdächtige als Mensch, der eine für viele verborgene dunkle Seite hat.
Im Februar wurde bekannt, dass der Lehrer Fotos von leicht bekleideten und nackten Schülerinnen auf seinem Computer gehortet hat. Die Aufnahmen wurden auf der Festplatte eines bei einer Wohnungsdurchsuchung in Korschenbroich beschlagnahmten Computers des Verdächtigen gefunden. Auch ein Handy-Video aus der Mädchenumkleide der Schulturnhalle war unter den Dateien, ebenso ein äußerst brutaler Genre-Film, den der 28-Jährige vor und nach der Tat am 11. Dezember angeschaut haben soll. In besagtem Streifen wurde eine Tatwaffe in einem Sarg versteckt. Das führte zur Exhumierung der Leiche von Daniel Dicke, das Tatwerkzeug – ein schwerer, scharfkantiger Gegenstand – wurde nicht gefunden.
Chronik: Landstraßenmord in Kaarst
Weil es keine Zeugen gibt, die den Angriff auf den 35 Jahre alten Versicherungsangestellten beobachtet haben, rätseln die Ermittler weiter über das Motiv und den genauen Hergang der Tat. Klar ist: Daniel Dicke und sein Cousin haben am Tattag mehrfach miteinander telefoniert, das ergab eine Auswertung der Telefondaten. Womöglich wusste der Verdächtige, wohin Daniel Dicke unterwegs war, vielleicht waren sie verabredet. Klar ist: Dicke kam von zu Hause, aus Dormagen.

Sein Leichnam wurde neben seinem Auto, etwa 40 Meter hinter der Einmündung zur L 381, gefunden. Nach Informationen unserer Zeitung parkte sein Cousin auf der anderen Seite der Landstraße, an der Zufahrt zur Baumschule. Zeugen hatten berichtet, sie hätten in der Nähe des Tatorts einen silbernen Golf beobachtet – einen Wagen, wie ihn auch der jetzt Tatverdächtige fuhr.
Quelle: NGZ

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