Mittwoch, 26. Februar 2014

Rommerskirchen Irritationen um CDU beim Karnevalszug

Der Jecken-Vorstand will auf politische Neutralität achten. Die Konkurrenz spricht von Instrumentalisierung der Narren. Von Sebastian Meurer
 
Mit vielen tausend Besuchern ist der sonntägliche Umzug der Karnevalsgesellschaft "Rut-Wieß" einer der größten in der Region. Seit etlichen Jahren ist er eine "politikfreie Zone". Für viel Wirbel sorgt beim Vorstand der KG jetzt die Nachricht, dass die CDU beabsichtigen soll, im Karnevalszug mitzumarschieren. Das wäre ein Novum: Während Jecken jeder politischen Couleur aktiv sind, haben sich die Parteien als solche im Rommerskirchener Karnevalszug bislang noch nie blicken lassen.
"Richtig ist, dass eine Fußgruppe mit dem Motto WM 2014 teilnimmt", bestätigt CDU-Bürgermeister-Kandidat Michael Willmann. "Ich habe diese Gruppe unter meinem Namen angemeldet", so der CDU-Chef, der für weitere Auskünfte auf den Vorstand der KG verweist. Der tagte gestern Abend, unter anderem, um die ihm offensichtlich nur bruchstückhaft bekannten Informationen zusammenzutragen. Demnach sollen in der Gruppe wohl nicht ausschließlich CDU-Mitglieder mitmarschieren.
Von besonderem Interesse ist für die sich um die politische Neutralität ihres Vereins sorgenden Karnevalisten das Wurfmaterial, das unters Narrenvolk geschleudert wird. Willmann mochte sich auf Anfrage dazu nicht äußern. Dies gilt auch für die Frage, ob die CDU auch andere Gruppen mit Wurfmaterial ausgestattet hat. Wie zu erfahren war, soll die Willmann-Fußgruppe "WM-Planer" für das Fußball-Großereignis im Marschgepäck haben, die wohl mit einem CDU-Logo versehen sein könnten. Nach den Worten von Rut-Wieß-Geschäftsführerin Sabine Böttcher-Münten wird der Vorstand vor dem Start ein Auge auf politisches Werbematerial werfen.

"Meine Freunde und ich freuen uns sehr auf die Teilnahme im Zug", blickt Michael Willmann dem Spektakel entgegen. "Für einige ist es das erste Mal, daher sind alle sehr aufgeregt." Er selbst habe schon mit einer Fußgruppe beim Karnevalszug in Hemmerden teilgenommen, erzählt Willmann. "Ich freue mich auf dieses tolle Erlebnis", sagt er über seine Rommerskirchener Premiere.
Bei den anderen Parteien fällt die Freude viel verhaltener aus. "Der Karneval dient traditionell dazu, der Politik den Spiegel vorzuhalten und auf humorvolle und bissige Art Missstände aufzugreifen und in Mottowagen darzustellen", sagt die UWG-Fraktionsvorsitzende Ulrike Sprenger. Möglich sei dies, "wenn die Jecken keine Werbung für eine Partei machen müssen, deren Werbematerial sie verteilen", so die Fraktionschefin. "Die UWG wird statt Webung im Karneval Projekte von Jugendlichen und anderen Gruppen finanziell direkt unterstützen", kündigt sie an. Auch Jupp Kirberg, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, ist nicht begeistert: "Von Zoten frei die Narretei, lautet ein Spruch, der auch für die Politik gelten sollte", meint er. Ihm jedenfalls sei es lieber, wenn Politiker karnevalistisch auf die Schippe genommen würden, sagt er. Für den SPD-Vorsitzenden Johannes Strauch handelt es sich um "einen Tabu-Bruch". Aus seiner Sicht "will die CDU den Karneval für den Wahlkampf instrumentalisieren", sagt Strauch. "Wir werden das nicht machen. Da zeigt sich, wie wenig politisches Fingerspitzengefühl Herr Willlmann hat", kritisiert der SPD-Chef.
Quelle: NGZ

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