Mittwoch, 26. Februar 2014

Neuss Demenzkranke machen gemeinsam Sport

Die Demenzberatungsstelle Beko hat einen Sportkursus speziell für Demenzpatienten ins Leben gerufen. Dabei wird der Körper, aber auch das Gehirn trainiert. Mitmachen dürfen bei dem kreisweit einmaligen Angebot auch die Angehörigen. Von Hanna Koch
 
Auf den ersten Blick sind es kleine Erfolge, auf die Sven Romanski stolz ist. Etwa darauf, dass die Teilnehmer seines Sportkurses es schaffen, mit ihren Füßen verschiedene Rhythmen zu tippen.
"Das hat am Anfang kaum geklappt", erzählt der Trainer, der in der Sporthalle des St.-Alexius/ St.-Josef-Krankenhauses mit ganz besonderen Sportlern zusammenarbeitet – nämlich mit Demenzkranken. Für sie sind die Fortschritte ganz große Erfolgserlebnisse. Denn sie beweisen, dass Betroffene trotz ihrer Erkrankung noch an ihrer Gedächtnisleistung arbeiten können.
"Die Teilnehmer können in der Gruppe ihr Gehirn trainieren, aber auch ihre Koordination und Wahrnehmung verbessern", erzählt Manfred Steiner von der Demenzberatungsstelle Beko, die den kreisweit einmaligen Sportkurs ins Leben gerufen hat. Wichtiges Ziel sei es, die Senioren nicht zu überfordern. "Der Spaß steht im Vordergrund", betont der Sozialpädagoge.
Und das merken auch die Teilnehmer. Spielerisch gestaltet Trainer Sven Romanski den Kursus. Er vermittelt Sportübungen, die zu Hause nachgemacht werden können. Dabei motiviert der Sporttherapeut seine Schützlinge im Fitness-Jargon: "Noch fünfmal, ihr packt das", ruft er, etwa wenn die Teilnehmer die Schultern kreisen lassen sollen.

Bei sportlichen Spielen bemüht sich der 29-Jährige, auf jeden einzelnen Teilnehmer einzugehen. Denn nicht jedem fallen die Übungen leicht. Je nachdem, wie weit die Demenz fortgeschritten ist, verstehen die Betroffenen die Anweisungen nicht sofort. Etwa wenn es darum geht, einen Ball in farbige Ringe zu rollen.
Unterstützung geben dann auch die Angehörigen – denn sie sind bei dem Sportangebot ausdrücklich willkommen. Und das nicht nur, um Hilfestellungen zu geben. "Wir wollen vor allem Ehepaaren die Möglichkeit geben, bei dem Kursus etwas gemeinsam zu erleben", erläutert Manfred Steiner. Denn mit fortschreitender Demenz sind die Möglichkeiten, die Freizeit zu gestalten, eingeschränkt. "Demenzkranke brauchen spezielle Angebote", sagt Steiner, dem es wichtig ist, die Teilnehmer nicht zu überfordern.
So war zu Beginn des Kurses geplant, vorrangig das Gedächtnistraining "Life Kinetik" zu nutzen. Dieses "Gehirnjogging", bei dem Bewegungen das Denken anregen, war für die Teilnehmer jedoch zu schwer. "Deswegen nutzen wir nur noch jene Elemente, die sich eignen", erläutert Sven Romanski, der im St.-Alexius/ St.-Josef-Krankenhaus auch Sportangebote für stationär aufgenommene Demenzpatienten leitet. Die Senioren haben ihren "Sven" auf jeden Fall ins Herz geschlossen. Sie lassen sich von seiner Fröhlichkeit anstecken, und wer eine Übung meistert, bekommt Applaus von der ganzen Gruppe. Im Gespräch erzählen die Teilnehmer, wie wichtig ihnen diese Auszeit vom Alltag ist. Auch für die Angehörigen ist es ein Sportangebot, das Spaß macht. Gleichzeitig lernen sie, ihren Angehörigen mehr zuzutrauen. Denn beim Sport beweisen die Demenzkranken, was sie können – und dass sie sogar wieder dazulernen.
Quelle: NGZ

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