Mittwoch, 26. Februar 2014

Neuss Die besten Vorleserinnen im Rhein-Kreis

In der Stadtbibliothek hat eine Jury aus 30 vorlesenden Schülern diejenigen bestimmt, die das am besten können. Die beiden Mädchen Lea Sohn und Elisa Woyke haben beim Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels überzeugt. Von Susanne Zolke
 
Schon vor Jahrzehnten forderte ein Spruch Kinder zur literarischen Rebellion auf: "Schock deine Eltern, lies ein Buch!" Knapp 30 Kinder setzen in der Stadtbibliothek noch einen drauf und lesen nicht nur still vor sich hin, sondern laut vor. Im Rahmen des Kreisentscheids des Vorlesewettbewerbs des Deutschen Buchhandels lesen die Schüler um die Wette und wollen Jury und Publikum von ihren Lesefertigkeiten überzeugen.
Die Sechstklässler kommen von unterschiedlichen weiterführenden Schulen aus Neuss, Kaarst, Dormagen oder Grevenbroich. "Allerliebste Vampirschwester", "An der Arche um Acht" oder "Katies unverzichtbare Gebrauchsanweisung zur katastrophenfreien Steuerung deines Erziehungsberechtigten" lauten einige der Titel, die die Mädchen und Jungen zum Vorlesen ausgewählt haben. Aufgeteilt in zwei regionale Gruppen haben sie dann jeweils drei Minuten Zeit, ihre Texte zu präsentieren.
Die Finger lesen bei vielen Teilnehmern noch mit, doch das spielt keine Rolle, für die Jury zählen andere Kriterien. Die hat feste Bewertungsbögen vor sich liegen, auf denen sie Punkte für Lesetechnik, Textverständnis und Textgestaltung vergeben kann. "Die Lesetechnik ist natürlich dominierend, es kommt auf die Sprache, die Artikulation und das Tempo an", sagt Eva Krause, die schon zum 30. Mal in der Jury des Vorlesewettbewerbs sitzt. Sie ist überrascht von der Vielfalt an Genres, die von den Kindern geboten werden. "Früher waren es mehr die Klassiker zum Beispiel von Astrid Lindgren, die vorgelesen wurden", erzählt Krause, "heute sind viele Bücher aus dem Science-Fiction-Bereich vertreten, Fantasy- oder Vampirgeschichten sind groß in Mode."
Die 11-jährige Maximiliane hat sich dennoch an einen echten Klassiker gewagt und liest Karl Mays Winnetou – auch wenn sie bei der Auswahl erst gezögert hat. "Ich habe das Buch von meiner Patentante geschenkt bekommen und fand es sehr spannend", erzählt sie. "Weil es aber schon so alt aussieht, hätte ich es beinahe doch nicht genommen."

Der Inhalt spielt bei der Bewertung allerdings kaum eine Rolle. "Ein bisschen spielt er beim Textverständnis rein, aber im Prinzip lassen wir den außen vor", erläutert Krause. Von der Qualität der Lesungen ist die ehemalige Buchhändlerin sehr angetan. "Die Kinder sind sehr gut vorbereitet, beweisen tolles Engagement, es macht richtig Spaß, da zuzuhören." Mit dem einen oder anderen Versprecher, aber munter und stets auf die richtige Betonung bedacht, geht es in der zweiten Runde weiter. Dabei müssen die Teilnehmer etwa zwei Minuten unter Beweis stellen, dass sie auch fremde Texte lesetechnisch meistern können. Sie tragen Passagen aus dem Buch "Winston – Ein Kater in geheimer Mission" vor, ohne sie vorher eingeübt zu haben.
"Da wird es erst richtig spannend", sagt Martin Urra, der ebenfalls in der vierköpfigen Jury sitzt. "Den vertrauten Text konnten die Schüler ja lange vorher proben. Einige haben ihn schon so verinnerlicht, dass ihr Lesen schon nah am Schauspiel ist", sagt der Deutschlehrer, der am Albert-Einstein-Gymnasium in Kaarst unterrichtet. "Wenn man es schafft, einem unbekannten Text beim Vorlesen richtig schön zu gestalten, dann ist das natürlich ganz großes Kino", so Urra.
Das größte Kino lieferten nach Ansicht der Jury am Ende die 11-jährige Lea Sohn und die 12-jährige Elisa Woyke ab. Neben einer Urkunde und einem Buch, das alle anderen Teilnehmer ebenfalls erhalten haben, können sich die beiden Siegerinnen über einen Büchergutschein und die Teilnahme am Bezirksentscheid freuen.
Quelle: NGZ

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