Samstag, 15. März 2014

Neuss "Acht Glücksfälle" beim Shakespeare-Festival

Beim 24. Globe-Festival werden rund 14 500 Besucher erwartet. Zwölf Compagnien gestalten das Programm mit 32 Vorstellungen. Von Helga Bittner
 
Wenn ein Festivalleiter bei insgesamt 17 eingekauften Aufführungen gleich acht Mal von einem Glücksfall spricht, muss er doch zufrieden sein. Und tatsächlich erzählt Rainer Wiertz fast beseelt davon, wie die Gastspiele zum 24. Shakespeare-Festival im Globe zustande gekommen sind. Mit großer Spannung wird jedes Jahr das Programm erwartet, und bislang hat es der Intendant der vierwöchigen Festspiele im Globe – wie ihn Kulturdezernentin Christiane Zangs auch bezeichnet – immer noch geschafft, die eine oder andere Überraschung zu präsentieren.
Das ist ihm auch dieses Mal gelungen. Etwa mit dem "Glücksfall" Katharina Thalbach, die zu einer Ringelnatz-Lesung in Neuss war und danach "spontan zugesagt" habe, beim Festival Gedichte auf und an Shakespeare vorzutragen. Das wird eine regelrechte Uraufführung, denn bislang gibt es nur das Buchprojekt "Wie Er uns gefällt" dazu, aber noch keinerlei szenische oder hörbuchartige Aufbereitung. "Aber vielleicht kommt das ja danach", sagen Wiertz und Zangs.
Zwei weitere Glücksfälle haben auch ihren Ursprung in Neuss. So hatte der Flötist Stefan Temmingh bei seinem Auftritt in der Zeughauskonzertreihe von seinem Vorhaben erzählt, populäre Lieder des 16., 17. und 18. Jahrhunderts unter dem Titel "Inspired by Song" zu interpretieren. Zusammen mit der Sängerin Dorothee Mields wird er es nun im Globe präsentieren. Ebendort hatte die Jazzsängerin Caroll Vanwelden im vergangenen Jahr mit ihrem Sonetten-Abend einen solchen Erfolg, dass sie beschloss, zwölf weitere Sonette Shakespeares zu vertonen und zum zweiten Mal nach Neuss zu kommen.
Ein weiterer Glücksfall ist das Zusammentreffen von Zeitpunkt und Programm beim Projekt des Schauspielers Gustav Peter Wöhler ("Tatort", "Nachtschicht", "Sams"), der als Sprecher aus Samuel Pepys Tagebuch (1660–1669) liest und musikalisch unter dem Titel "Peeping at Pepys" von der "Lautten Compagney" begleitet wird. Oder auch die Entscheidung des englischen Regisseurs Edward Hall, mit seiner Propeller Company "zwei seiner besten Inszenierungen", wie Wiertz findet, mit einer kompletten Neubesetzung wiederaufzunehmen. Schon jetzt kann man davon ausgehen, dass die vielgeliebten Propellers "A Midsummer Night's Dream" und "Comedy of Errors" im ausverkauften Globe zeigen werden.

Auch dass der Dauergast beim Festival, die Bremer Shakespeare Company (BSC) , das wenig gespielte Stück "Pericles" auf dem Spielplan hat – "traumhaft schön und fast ohne Slapstick mit vier Schauspielern und drei Puppen", sagt Wiertz – ist für ihn ein Glücksfall: "Pericles ist in 23 Festivaljahren erst einmal gezeigt worden." Das gilt auch für "Coriolan", den Wiertz mit einer ungarischen Company eingekauft hat und für die "modernste Inszenierung des Festivals" hält.
Glücksfall Nummer acht schließlich ist die Entdeckung der spanischen Truppe Fundación Siglo de Oro aus Madrid, die Wiertz mit ihrem "Enrique VIII." (Heinrich VIII.) begeistert hat. Damit sich die Neuss-Reise richtig lohnt, bringt sie noch zwei Stücke des Shakespeare-Zeitgenossen Lope de Vega mit.
Das RLT mit dem "Sturm", die "Globe on Tour"-Company aus London mit "Much Ada about Nothing", die Berliner Shakespeare Company mit "Wie es euch gefällt" – derzeit blind eingekauft, weil die Premieren erst in den nächsten Wochen stattfinden – und "Richard III." der BSC runden das Programm ab. Die Bremer läuten das Festival auch mit einem speziellen Abend zum 450. Geburtstag Shakespeares ein.
Quelle: NGZ

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