Samstag, 15. März 2014

Neuss Kunstrasen: Verein von Politik enttäuscht

Die Politik formuliert neue Auflagen für den SV Uedesheim. Der hatte zugesagt, einen Kunstrasenplatz zur Hälfte selbst zu finanzieren, jetzt soll er die Sportanlage in Eigenregie übernehmen. Das soll den Beitrag der Stadt finanzieren. Von Christoph Kleinau
 
Seit der Sportverein Uedesheim mit dem Angebot in die Offensive ging, für einen rund 600 000 Euro teuren Kunstrasenplatz die Hälfte der Baukosten selbst aufzubringen, musste der Vorstand um Klaus Haas schon viele Kröten schlucken. Doch die dickste kam zum Schluss: Auf Antrag der CDU beschloss der Sportausschuss nun einstimmig, dass der Verein auch die Sportanlage in Uedesheim ganz oder teilweise in Eigenregie übernehmen soll. Damit sollen mindestens jene 33 000 Euro jährlich eingespart werden, mit denen das Darlehen für die zweite Hälfte der Baukosten abgetragen werden kann. "Faktisch finanziert der Verein damit den Platz alleine", gab Sportdezernent Stefan Hahn zu. Und ohne dieses Modell, so stellt er klar, "würde er gar keinen Kunstrasenplatz bekommen".
Für Klaus Haas waren die neuen Auflagen "ein Schlag in die Magengrube". Für das Projekt bedeuten sie vielleicht sogar das Ende. Dabei war alles darauf ausgerichtet, dass der Platz, der auch der Jugendarbeit mit besseren Trainingsbedingungen neuen Schub geben soll, zum Beginn der nächsten Saison des (Noch)-Oberligisten fertig wird. Nun ist der Baubeginn am 26. Mai in Gefahr, denn der Übernahmevertrag als Teil des Tilgungsvertrages mit der Stadt ist noch nicht verhandelt. Was Haas der Mitgliederversammlung kommenden Donnerstag sagt, weiß er noch nicht, denn erst in der Woche darauf hat er einen Termin im Rathaus. Aber er stellt klar: "Wir werden nicht um jeden Preis den Kunstrasenplatz bauen."
Mit einem Naturrasenplatz und einem Ascheplatz ist der SV Uedesheim so gut ausgestattet, dass er aus Sicht der Stadt noch lange nicht auf einen ganzjährig nutzbaren Kunstrasenplatz hoffen dürfte. Doch die Bereitschaft des SVÜ, als erster Neusser Verein viel Geld mitzubringen, imponierte Verwaltung und Politik. Sie boten an, das Darlehen, das für den Bau aufgenommen werden muss, in neun Jahresraten á 33 000 Euro abzutragen. Dieses Geld sollte aus dem Topf "Sportstättenerhalt" kommen. Davon war am Donnerstag aber nicht mehr die Rede. Stattdessen schlug die Verwaltung vor, für den SVÜ zur Hälfte das Konto "Zuschüsse aus der Sportpauschale" zu plündern. Das will Haas nicht, weil das auf neun Jahre die Möglichkeiten aller anderen Vereine beschneiden würde. Und der Ausschuss, in dem diese Vereine breit vertreten sind, wollte das erst recht nicht. So verteidigte Ingrid Schäfer den Antrag der CDU als einzigen Ausweg: "Sonst wäre das Projekt gekippt." Denn das Engagement des Vereins könne man nur gutheißen.
Der hat der Verwaltung gegenüber bereits offengelegt, dass er über 85 000 Euro Eigenkapital verfügt und ein Sponsor weitere 100 000 Euro zugesagt hat. Auch die Übernahme der Zinsen für das Darlehen in Höhe von 40 000 stemmt der Verein. Weil diese Beträge und das Darlehen noch nicht hinreichen, die geschätzten Kosten in Höhe von 608 000 Euro zu decken, müssen die Uedesheimer nun noch belegen, wie die verbleibende Lücke von rund 80 000 Euro geschlossen wird. Und zwar, so Hahn, bevor es zu einer Vertragsunterzeichnung kommt. Aber zumindest das trifft den verein nicht unerwartet.
Quelle: NGZ

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