Samstag, 19. April 2014

Dormagen 0 Wenn der Lehrling mit dem Meister . . .

Alleine ist Patrick Manz nie: Der Auszubildende und angehende Installateur fährt stets an der Seite eines erfahrenen Monteurs zu den Kunden. Von dessen Kenntnissen profitiert der junge Mann. Wichtig dabei ist Teamgeist. Von Klaus D. Schumilas
 
Eines haben Ingo Drews und Patrick Manz jedenfalls gemeinsam: einen festen Händedruck. Ein Ausdruck von Charakterstärke und eine Notwendigkeit, um die Belastungen des Alltags gemeinsam zu absolvieren. Drews und Manz sind oft tage- und stundenlang gemeinsam unterwegs, besuchen Kunden, müssen kräftig zupacken. Dabei ist die Rollenverteilung klar: Der 42 Jahre alte Drews ist Alt-Geselle und gibt den Ton an, sein 17 Jahre alter Partner ist Auszubildender und im Dauer-Lernprozess. Ein klarer Fall also von alter Hase, junger Hüpfer.
Beide sind bei Haustechnik Plömacher beschäftigt, einem Familienbetrieb für Installateur- und Heizungsarbeiten an der Feldstraße in Stürzelberg, der von Harald Plömacher geführt wird. Dort gehört Ingo Drews quasi zum Inventar, er feierte im vergangenen Jahr sein 25-jähriges Dienstjubiläum in diesem Betrieb und wurde mit Verspätung im Februar von der Kreishandwerkerschaft geehrt. "Ich habe den Betrieb damals bei einem Ferienjob kennengelernt", erzählt der 42-Jährige. "Dann habe ich ein Praktikum angeschlossen, das mir auch super gefallen hat." Er bewarb sich, bekam eine Ausbildungsstelle und ist heute der dienstälteste der vier Monteure, die Harald Plömacher beschäftigt. Der Dormagener Patrick Manz ist der einzige Auszubildende. Ein junger Mann, der, so sagen die Alten, gut ins Team passt. Patrick Manz verschränkt seine kräftigen Arme und lächelt. Das hört er natürlich gerne.
Regelmäßig bildet der Betrieb einen Azubi aus. In einem kleinen Betrieb muss daher die Chemie stimmen. "Die Vertrauensbasis ist wichtig", sagt Harald Plömacher. Daher führt er im Vorfeld viele Gespräche mit Bewerbern und deren Eltern. Teambuilding ist so ein gängiger Begriff, der auch an der Stürzelberger Feldstraße zählt. Die vier Monteure wechseln sich bei der Betreuung der jeweiligen Auszubildenden ab. "Je nach Art und Dauer der Arbeit wird festgelegt, mit welchem Monteur Patrick fährt", erklärt der Chef. Zurzeit eben mit Ingo Drews. Das passt. Auch weil man private Verbindungspunkte hat. Denn beide betreiben Kraftsport, darüber kann man sich in den Arbeitspausen gut austauschen. Mit ihm ist er gerne unterwegs, "aber insgesamt gefällt es mir gut, ich fühle mich akzeptiert", sagt der 17-Jährige, der die Hälfte seiner dreieinhalb Jahre währenden Ausbildung hinter sich hat. Er ist lernwillig und -fähig. "Da habe ich in den vergangenen 25 Jahren schon andere Kandidaten erlebt", sagt Drews mit einem Schmunzeln. Er gibt sein Wissen gerne weiter, will, dass die Auszubildenden so viel wie möglich profitieren. "Sie müssen zuhören und die Dinge umsetzen", fordert der Alt-Geselle auch.
Die Verbindung "alter Hase, junger Hüpfer" ist für Paul Neukirchen eine ideale Kombination. Der Geschäftsführer der Kreishandwerkschaft Niederrhein nennt diese Geschichte von Drews und Manz den "typischen Fall, so wie er tausendfach im Arbeitsleben vorkommt". Die Kombination "alter Hase, junger Hüpfer" ist ein Kern der dualen Ausbildung. "So etwas finden wir in vielen Branchen, denken Sie an Beratungsfirmen, wo der Seniorpartner mit dem Juniorpartner arbeitet." Aber auch die Älteren können profitieren, meint Neukirchen: "Wenn die jungen Leute mit einer gewissen Offenheit an ihre Arbeit herangehen und auch eine Portion Kreativität mitbringen." Dann bringt der junge Hüpfer den alten Hasen mit dessen Haltung, "das haben wir immer schon so gemacht", in Bedrängnis.
Quelle: NGZ

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