Freitag, 21. Februar 2014

Neuss Marlene Jaschkes Kampf mit Wagners "Ring"

In der Reihe "20.30" gastierte Marlene Jaschke mit ihrem neuen Programm "Auf in den Ring" und widmet sich Wagners Opernopus. Von Martin Horn
 
"Opus Magnum" – so nennt man im Leben eines Künstlers sein alles überragendes Hauptwerk. Michelangelos Deckenfresken in der Sixtinischen Kapelle beispielsweise, Marcel Prousts Romanband "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" oder Richard Wagners Opernzyklus "Der Ring des Nibelungen".
Eben diesen hat sich Marlene Jaschke, zusammen mit Freundin Hannelore, angeschaut, um anschließend – im Rahmen der Kabarettreihe "20.30" – den Besuchern des RLT ihre Eindrücke zu schildern. Um es vorweg zu nehmen: So richtig begeistert ist sie nicht, aber musste es denn auch ausgerechnet der "Ring" sein, immerhin mit einer Gesamtspielzeit von mehr als 16 Stunden! Mit Unterbrechungen hat Wagner mehr als ein Vierteljahrhundert lang daran komponiert, getextet und selber szenische Anweisungen verfasst.
Frau Jaschke geht da pragmatischer vor, sie schafft das Ganze in 120 Minuten, und da ist der Pausenprosecco schon mit drin. "Außerdem müssen Sie ja auch wieder nach Hause!" Und wenn sie – unerreicht linkisch – die handelnden Personen beschreibt, verliert selbst ein so imposantes Werk jeglichen Anspruch an Seriosität, und man ist froh, dass der gute Richard Wagner Frau Jaschke nie persönlich kennengelernt hat.
Im "Ring", so sagt Frau Jaschke, gibt es einen einäugigen Wotan, so eine Art Chef, seine äußerst langweilige Frau Flicka, drei blonde Nixen, die so gut wie nie was Anständiges anzuziehen haben, einen unsichtbaren, aber überall behaarten Alberich, einen dubiosen Hagen mit alleinstehender Schwester und schließlich und endlich einen echten Hingucker namens Siegfried.

Dem aber hat das Schicksal auch nichts Besseres zu bieten als zu sterben, um mit Frau Jaschkes Wellensittich Waltraud gemeinsam in den Himmel aufzusteigen: "Und sie sind alle miteinander verwandt!" Erschwerend kommt noch hinzu, dass es eine Arie nach der anderen gibt – und: Marlene versteht nichts! Wo sie doch eingangs betont: "Wenn ich nicht weiß, was passiert, finde ich Oper langweilig."
Ihr Outfit, ein beigefarbenes Kostüm (farblich passend zum Einkaufstrolly), dicke Hornbrille, derbes Schuhwerk und eine helmartige rote Filzmütze verlangen vom Zuschauer zusätzlich starke Nerven. Der Abend bewegt sich so permanent am Rande der Schmerzgrenze des Klamauks, aber mit Hilfe eines nicht zu erschütternden Partners am Klavier, "Herrn Griepenstroh", erlebt der Vortrag doch noch so manch gute und darum rettende Pointe.
Und viel Applaus beweist am Ende, dass Frau Jaschke dann doch den Geschmack der meisten Besucher getroffen hat.
Quelle: NGZ

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