Freitag, 21. Februar 2014

Dormagen Schon Frühlingsgefühle im Knechtstedener Wald

In der Natur sind Tiere und Pflanzen schon auf die wärmere Jahreszeit eingestellt. Erklärungen von Michael Stevens (Biologische Station). Von Karoline Gellrich
 
Beim Morgengrauen ist es bereits zu hören: Vogelgezwitscher. Und dies nicht nur in der Dormagener Innenstadt, sondern insbesonders im Knechtstedener Wald. Am Morgen singen dort Bollerwagen ziehende Waldkindergartenkinder mit den Vögeln um die Wette und erwecken den Anschein, es sei Frühling. Jedoch ist der kalendarische Frühlingsbeginn (20. März) eigentlich noch einen Monat entfernt. Und dennoch sind die ersten zwei Wochen des Februars – und überhaupt die Wintermonate – diesmal sehr mild gewesen.
Dies zeigt sich vor allem in der Natur, wie Michael Stevens, der Leiter der Biologischen Station im Rhein-Kreis-Neuss, bestätigt: "Die Vögel sind bereits in Balzstimmung und darum schon sehr singaktiv. Bei solchen milden Temperaturen wie jetzt beginnt bei den ersten bereits die Brutzeit." Viele der hier ansässigen Vögel – wie Kohlmeise, Blaumeise, Amsel, Rotkehlchen und Zaunkönig – brüten bei solch einem frühen Start sogar zwei bis drei Mal im Jahr.
Aber nicht nur Singvögel kann man in Knechtsteden erleben, sondern auch Gänsebussarde, die durch das Geäst fliegen, sowie Waldkauze, die mit dem Nestbau beginnen, und eine Vielzahl von Spechten. Heute sind sechs Spechtarten in Nordrhein-Westfalen heimisch, von denen fünf im Knechtstedener Wald zu finden sind, etwas "sehr Außergewöhnliches", sagt Steven. Und dies ist nur eine der Besonderheiten des Waldgebiets. Mit 1200 Hektar – die Mühlenbusch, Chorbusch und den Knechtstedener Busch umfassen – ist es eins der größten der Region. Selbst die Flatterulme ist dort noch zu finden: "Durch einen Pilzbefall wurde sie vielerorts vernichtet, ist jedoch bei uns noch ansässig", erklärt Stevens.
Neben dem Scharbochskraut, einem deutlichen Frühlingsboten, haben im Boden die ersten Wildschweine gewühlt. Viele typische Frühjahrsblüher – wie das Schneeglöckchen – sind zu finden, und sogar der erste blühende Löwenzahn. "Für Februar ist dies wirklich ungewöhnlich", bestätigt der Diplom-Biologe.

Der Haselnussbaum hat bereits Blütenansätze und beginnt, die ersten Allergiker zu plagen. "Insgesamt ist die Natur etwa einen Monat voraus", stellt Stevens fest. Dies sei jedoch noch kein Zeichen für einen Klimawandel: "Klimaveränderung ist immer nur auf lange Sicht nachweisbar. Anhand eines einzigen milden Winter kann man diesen noch nicht feststellen." Forscher würden den Klimawandel beispielsweise mit Hilfe der Blütezeit von Apfelbäumen berechnen, welche sie deutschlandweit miteinander verglichen: "Erst wenn man diese auf einen Zeitraum von 30 bis 40 Jahren betrachtet, lässt sich eine Veränderung feststellen, die auch objektiv wäre. Denn mal kältere und mal wärme Winter sind ganz normal."
Auswirkungen hat das milde Wetter natürlich auch auf die Tiere. Hier zu nennen sind Winterschläfer wie der Igel. Dieser hält in der nahrungsarmer Zeit bis zu fünf Monate Winterschlaf, doch wenn es so mild ist wie jetzt, sei dies eher unwahrscheinlich, meint Stevens. Ebenfalls Einfluss habe das Wetter auf die Insekten. Sollte die Temperatur noch einmal unter null Grad sinken, ist von einer Wespenplage nicht auszugehen. Die Tiere erfrieren dann eben so wie bereits geschlüpfte Mückenlarven. Anders als Insekten müssen jedoch die meisten Vögel, Bäume und Pflanzen den Frost nicht fürchten.
Quelle: NGZ

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