Freitag, 21. Februar 2014

Analyse Das war Köppens taktisches Meisterstück

Scheidender Fraktionschef war Mittwoch der große Gewinner der FDP-Aufstellungsversammlung. Von Ludger Baten
 
Wer Erfolg will, muss den Zufall ausschließen. An dieses Leitwort von Louis van Gaal, dem ehemaligen Trainer der Münchener Bayern, mag sich Heinrich Köppen (76) erinnert haben. Obwohl er sich selbst nicht mehr zur Wahl stellte, zog der starke Mann der Neusser FDP auf der jüngsten Mitgliederversammlung noch einmal alle Register der politischen Kunst. Generalstabsmäßig hatte der scheidende Vorsitzende der Ratsfraktion die Wahlen zur Aufstellung der liberalen Reserveliste für die Kommunalwahlen am 25. Mai vorbereitet. Auf einem Blatt waren seine Mitstreiter über die angedachte Rangfolge bis Platz 15 informiert. Die Regieanweisung beinhaltete zugleich, wer von Köppens Getreuen welchen Kandidaten vorzuschlagen hatte.
Die Rechnung ging in weiten Teilen auf. So zeigte sich Köppen nach dem Stadtparteitag "sehr zufrieden". Dabei ist eins schon heute klar: Da weder Heinrich Köppen noch sein ein Jahr älterer Mitstreiter Achim Rohde auf der Reserveliste stehen, werden sie mit Sicherheit dem neuen Stadtrat nicht mehr angehören. Doch niemals geht man so ganz. Köppen und Rohde wollen auch künftig für die FDP arbeiten. Als Sachkundige Bürger wollen sie weiterhin in der Ratsfraktion mitwirken, in der mit Jana Pavlik (Platz 2), Hans-Peter Fantini (3) und Heide Broll (4) vermutlich drei langjährige Weggefährten sitzen werden.
Angeführt wird die FDP-Liste von Hermann-Josef Verfürth (64). Der Holzheimer Mediziner, der erst vor knapp zwei Jahren in die FDP eintrat, soll vor allem im bürgerlichen Lager auf Stimmenfang gehen. Sein Ergebnis im Wahlbezirk Holzheim-Nord/Grefrath wird mit Spannung erwartet. Seine aussichtsreichsten Mitbewerber sind dort Rolf Knipprath (CDU), der 2009 den Ratssitz erneut direkt gewann, und Haydar Dikme (SPD).
Doch auch Köppens Liste kam nicht ganz ungeschoren durch. Beim Griff nach Platz 8 wurde sein Kandidat Wolfgang Köhler gestoppt. Gegen ihn trat der junge Stadtverordnete Christoph Dymek an, den Köppen erst für Rang 13 vorgesehen hatte – und gewann ganz knapp. Noch nicht einmal ein Schönheitsfehler für die umfassende Regie Köppens, der wirklich nichts dem Zufall überlassen hatte. Selbst an Blumen für den von ihm ungeliebten und nun scheidenden Vorsitzenden Rainer-J. Reimann und dessen, von ihm favorisierten, Nachfolger Michael Fielenbach hatte er als "Geschäftsführer ohne Auftrag" (Köppen über Köppen) gedacht. Auch der Machtkampf in der Partei ist entschieden. An der Spitze der 104 FDP-Mitglieder übernahm mit Michael Fielenbach (54) ein Köppen-Mann den Vorsitz. Dessen Vize bleibt Hermann-Josef Verfürth. Zu Beisitzern wurden Hans-Peter Fantini und Cornel Janssen aus Reuschenberg gewählt, der Politikerfahrung aus Sachsen mitbringt und eine sehr starke Vorstellung gab. Janssen ist auf Rang 6 der Reserveliste platziert. Vor ihm wurde aber noch der ehemalige Sozialdemokrat Manfred Bodewig eingereiht.
Quelle: NGZ

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