Donnerstag, 27. Februar 2014

Kaarst Theaterstück klärt über sexuellen Missbrauch auf

Mit dem Stück "EinTritt ins Glück" bringt die theaterpädagogische Werkstatt Osnabrück Kaarster Schülern ein schwieriges Thema näher. Von Stefan Reinelt
 
Das Jugendamt der Stadt Kaarst widmet sich dem Thema "Sexueller Missbrauch" zurzeit in besonderem Maße. Immer wieder sorgen Fälle bundesweit für Aufsehen. "Die Leute sind dann zwar geschockt, glauben aber, das findet immer nur irgendwo weit weg statt. Aber dem ist nicht so", sagt die Jugendschutzbeauftragte Martina Bläser. Ein aktuelles Beispiel verdeutlicht dies: Beim Tatverdächtigen im Mordfall Daniel Dicke wurde auf dessen Computer ein Handyvideo aus der Mädchen-Umkleide der Sporthalle eines Gymnasiums im benachbarten Willich entdeckt. Der Mann war dort als Sportlehrer tätig.
Dass es auch zu sexuellen Übergriffen unter Jugendlichen kommen kann, war gestern Vormittag ein diskutiertes Thema in den siebten Klassen der Realschule Kaarst. Die theaterpädagogische Werkstatt Osnabrück führte ihnen das Stück "EinTritt ins Glück" auf, anschließend diskutierten die Schauspieler mit den Jugendlichen im Klassenverband über das zuvor Gesehene. Die Zuschauer begegneten den vier Jugendlichen Ole, Alex, Paul und Sarran. Sie ziehen sich gegenseitig an, sie provozieren, reden übereinander und verlieben sich. Eigentlich dreht sich immer alles um das eine, und wenn aus Necken und Flirten plötzlich Grabschen und sexuelle Nötigung wird, wie bringt man sich dann in Sicherheit, lautete die zentrale Frage. "Das Theaterstück gibt den Jugendlichen Identifikationsfiguren, was es ihnen leichter macht, anhand dieser Personen etwas anzusprechen", sagte Schauspielerin Insina Lüschen. "Wir stellen auf der Bühne Szenen dar, die auch wirklich so vonstattengehen", ergänzte Hubertus Brandt.
Rund 50 Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern unter 14 Jahren werden der Polizei im Rhein-Kreis Neuss jedes Jahr angezeigt. "Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Vermutungen und Verdachtsfällen", sagte Kriminalhauptkommissarin Sabine Rosenthal-Aussem.
Mit dem adäquaten Umgang von Verdachtsmomenten im Kontext von Schule befasste sich deshalb gestern in der Realschule auch eine Fachtagung des Netzwerks gegen sexuellen Missbrauch im Rhein-Kreis Neuss mit dem Titel "Was ist bloß mit Jenny los?". Die Leiterin der Abteilung "Kriminalprävention/Opferschutz" bei der Kreispolizeibehörde präsentierte den Teilnehmern Zahlen und Fakten, in einem zweiten Referat stellte die Leiterin der Ambulanz für Kinderschutz (AKS), Viola Meurer-Blasius, einen Schulleitfanden bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch vor. Dem interdisziplinären Netzwerk gehören unter anderem alle Jugendämter im Kreisgebiet an, zahlreiche Erziehungsberatungsstellen, Fachleute aus dem Gesundheitsamt und Erzieherinnen. In weiteren Fortbildungen spielt speziell auch die Gefahr des Internets eine Rolle. Im Rahmen des Medienprojekts "Kaarst verNetzt" fand in Kooperation mit dem "sinus"-Netzwerk eine Multiplikatoren-Fortbildung für pädagogische Fachkräfte unter dem Motto "Schützt endlich unsere Kinder" statt. Beim "Safer Internet Day" vor zwei Wochen im Georg-Büchner-Gymnasium wurden Eltern über Medienerziehung informiert.
Quelle: NGZ

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