Freitag, 31. Januar 2014

Neuss Kolvenbach für Grimme-Preis nominiert

Der Neusser Dokumentarfilmer Marcel Kolvenbach hat es mit "Atomic Africa" auf die Nominierungsliste für den begehrtesten deutschen Fernsehpreis geschafft. Der Film wurde für den WDR produziert und lief im Juni 2013. Von Helga Bittner
 
Marcel Kolvenbach ans Telefon zu bekommen, ist dieser Tage nicht ganz einfach. Der Dokumentarfilmer, der seit einem Jahr mit seiner Familie wieder in seiner Geburtsstadt lebt, läuft im Moment durch die Straßen Berlins und ist auf dem Weg zum Schneideraum, um seinen nächsten Fernsehfilm sendefertig zu machen. Derzeit arbeitet er parallel an drei Projekten, erzählt er und kommentiert das auch lachend: "Dabei ist Multitasking gar nicht mein Ding."
Ein nächster wichtiger Termin führt ihn dann wieder nach NRW. Zurück nach Neuss und dann nach Marl, wo das Grimme-Institut sitzt. Das verleiht alljährlich den renommiertesten deutschen TV-Preis – in der Kategorie "Information und Kultur" vielleicht an Marcel Kolvenbach, denn der Neusser ist mit seinem Film "Atomic Africa" nominiert. Beim sogenannten Bergfest treffen in der nächsten Woche die Nominierten aufeinander.
Überhaupt ist der Neusser ganz zufrieden. Über das Zustandekommen seiner Filmprojekte, aber auch über persönliche Erfolge. So hat er derzeit einen Lehrauftrag im Studiengang Visuelle Kommunikation an der FH Düsseldorf und genießt den Austausch mit den jungen Studenten: "Das ist für ein guter Ausgleich zum Selbermachen", sagt er.
Kolvenbachs Doku über die Pläne afrikanischer Regierungen, die Stromversorgung über den Bau von Atomkraftwerken abzusichern, lief im vergangenen Juni im WDR. Spät, wie fast immer bei solchen Filmen, aber das findet Kolvenbach gar nicht schlimm. "Heute zeichnen die Menschen Filme, die sie interessieren, auf", hat der 44-Jährige festgestellt. Die VHS Neuss zeigt seinen Film nächsten Donnerstag um einiges früher: um 18 Uhr.

Dass seine Doku mit Buch, Regie, Kamera und Ton von ihm selbst überhaupt für den Grimme-Preis nominiert ist, ist ihm Ehre und Freude zugleich. "Und auch noch zusammen mit Stefan Raab", sagt er lachend und fügt dann sehr ernst hinzu, dass die Nominierung auch eine starke Ermutigung für die Redakteurin des WDR, Jutta Krug, sei. "Denn Autorenfilme wie meine mit einer eigenen Handschrift gibt es im Fernsehen kaum noch", sagt er, "die passen nicht ins typische TV-Format." Wenn ein Film wie seiner für den Grimme-Preis nominiert werde, sei das ein "Supersignal, sich weiterhin solche Produktionen zu trauen". Über die Breitenwirkung macht er sich keine Illusionen: "Ohne solche Preise würden Autorenfilme nur auf Festivals laufen."
Für seinen Film "Atomic Africa" ist Kolvenbach zwei Jahre durch Afrika gereist – von Uganda aus, wo er drei Jahre mit seiner Familie lebte. Ihm ging es darum, zu zeigen, was die Atomkraftpläne für die Menschen bedeuten. Für ihre Lebensumstände, aber auch für die Natur. So stieß er in Tansania auf einen Landstrich, auf dem "100 000 Menschen im Einklang mit der Natur leben, sich mit ihrer Hilfe versorgen", sagt er, "durch die Schürfrechte für Uran würde alles zerstört."
Bislang gibt es in Afrika nur die Pläne für Atomstrom, noch keine konkreten Anlagen. Aber er hat eben auch recherchiert, dass die Frage der Stromversorgung für die ausländischen Investoren eine der Geldmaximierung ist und für die afrikanischen Regierungen eine der Macht: "Sie können mit Strom beglücken oder mit dessen Verweigerung drohen." Aus eigener Erfahrung in Uganda weiß er genau, was es bedeutet, mit unsicherer Stromversorgung zu leben: "Und natürlich bremst das auch das Wirtschaftswachstum in Afrika."
Quelle: NGZ

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