Dienstag, 14. Januar 2014

Neuss Friedenspreis für Neusser Schüler

Jugendliche der Geschwister-Scholl-Hauptschule in Norf nehmen diese Woche den "Europeans for peace"-Preis in Berlin entgegen. Sie haben sich mit russischen Schülern den Thema Heimat, Migration und Vertreibung gewidmet. Von Julia Koch
Die sechs Filme zum Thema Heimat sind nur etwa fünf Minuten lang. Um sie zu erstellen, haben Jugendliche der Neusser Geschwister-Scholl-Hauptschule und Schüler aus der russischen Stadt Wolgograd allerdings ein Jahr zusammen gearbeitet. Am Donnerstag werden sie dafür in Berlin mit dem Preis "Europeans for peace" ausgezeichnet. Die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" vergibt ihn einmal im Jahr. Diesmal stand er unter dem Titel "Menschenrechte in Vergangenheit und Gegenwart".
Religions- und Deutschlehrer Günter Simon hatte die Teilnahme an dem Wettbewerb angeregt. Dank eines Kontaktes zu einer russischen Schule in Wolgograd konnte die Gruppe aus zwölf deutschen Schüler mit 13 russischen zusammenarbeiten. "Wir haben zugesagt, weil uns das Thema interessiert", sagt die 17-jährige Stefanie Stanossek, die selbst aus Russland kommt. So wird in einem Film ein Interview mit Zeitzeugen geführt, die sich nach Krieg oder Terror in einer neuen Heimat zurechtfinden mussten.
Im Oktober 2012 besuchten die Neusser Acht- bis Zehntklässler ihre Partnerschule. Im März 2013 kamen die russischen Schüler nach Neuss. Die Gruppe hatte sich entschieden, den Artikel 13 der UN-Deklaration für Menschenrechte in den Mittelpunkt ihrer Recherche zu stellen, das Recht auf Heimat. "Wir haben über Migration und Vertreibung in der Vergangenheit und Gegenwart gesprochen", berichtet Günter Simon. Das betreffe auch die Schüler selbst. "Der Vater eines Schülers zum Beispiel kam selbst als Gastarbeiter nach Deutschland. Und wir haben viele Ausländer."
Für die 14- bis 17-Jährigen war die freiwillige Teilnahme eine einzigartige Erfahrung. Sie mussten zwar einige Nachmittage und auch manche Wochenenden opfern. "Am Ende hat es sich gelohnt. Und es hat auch viel Spaß gemacht", findet die 16-jährige Maria Paulsen.
Der Besuch in Russland war ein Höhepunkt für die Jugendlichen. Vor allem die Verständigung zu den russischen Partnern war nicht immer einfach. "Eine Kollegin spricht zum Glück Russisch. Der Rest lief auf Englisch oder nonverbal. Es hat aber alles gut funktioniert", versichert der Organisator. Solche Erlebnisse würden die Jugendlichen auch dazu bringen, kreativ zu sein.
Die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" mit Sitz in Berlin vergibt den "Europeans for peace"-Preis seit 2005 zur Förderung internationaler Jugendprojekte. Der Preis beinhaltet eine Reise nach Berlin. Dort fahren heute fast alle der Teilnehmer hin und lernen an vier Tagen die Hauptstadt kennen. Am Donnerstag werden sie zusammen mit den zwei anderen diesjährigen Gewinnern, einer israelischen und einer tschechischen Gruppe, für ihr Engagement geehrt. Der Preis ist mit 2000 Euro dotiert. "Mit dem Geld werden wir das Nachfolgeprojekt unterstützen. Ein Theaterstück zum Thema körperliche Behinderung", erklärt Günter Simon.
Schüler wie Lehrer ziehen ein positives Résumée. "Es hat ihnen viel gebracht. Sie haben gelernt, selbstständig zu arbeiten, und etwas über ein Thema erfahren, das sie selbst betrifft", findet Simons. "Die Schüler haben durch die Auszeichnung viel Bestätigung bekommen. Das ist wichtig." Das meinen auch die Schüler. "Ich hätte nie gedacht, dass ich so was kann", sagt Sanaa Elkhattouti.
Quelle: NGZ

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