Samstag, 3. Mai 2014

Rommerskirchen 0 Grüne und Jäger liefern sich Rededuell

| 00.00 Uhr
Rommerskirchen
Grüne und Jäger liefern sich Rededuell
Rommerskirchen: Grüne und Jäger liefern sich Rededuell
Der Grüne Jupp Kirberg (links) und Hubertus Velder von der Kreisjägerschaft vertreten komplett unterschiedliche Positionen zum Jagdrecht. Dennoch setzten sie sich jetzt zur Diskussion an einen Tisch. FOTO: JAZYK
Rommerskirchen. Mit kritischen Äußerungen in seiner Haushaltsrede hatte Jupp Kirberg (Bündnis 90/Die Grünen) kürzlich nicht zum ersten Mal die Jäger gegen sich aufgebracht (die NGZ berichtete). Der grüne Fraktionschef hatte ein Jagdverbot für alle gemeindeeigenen Freiflächen inklusive des Bahndamms und die Auflösung der entsprechenden Verträge mit der Jägerschaft gefordert. Deren empörte Reaktion blieb nicht aus, wobei Kirberg sich fehlinterpretiert fühlte. Von Sebastian Meurer
Zu einem klärenden Gespräch kam es jetzt bei der Fraktionssitzung der Grünen: Hubertus Velder, stellvertretender Vorsitzender der Kreisjägerschaft, hegt "die ganz große Sorge, dass unser Reviersystem nicht mehr funktioniert, wenn das so kommen sollte". In der engagiert geführten Diskussion konnten die Kontrahenten einander zwar nicht überzeugen, ihre strittigen Positionen markierten sie dafür in unmissverständlicher Deutlichkeit, ohne dass der Gesprächsfaden damit für die Zukunft abgerissen wäre.
Strittig ist zwischen den beiden nahezu alles, was die Jagd angeht. Dies beginnt schon mit der Interpretation des Landesjagdgesetzes: Laut Hubertus Velder könnte die Gemeinde auf der Grundlage des Gesetzes eigene Jagdbezirke nur bei zusammenhängenden Flächen in einer Größe von 75 Hektar einrichten. Dies sei angesichts des Fehlens solcher Flächen de facto nicht möglich, so Velder. Jupp Kirberg betonte, dass es vor allem seine Absicht gewesen sei, Anstöße zu geben: "Es geht lediglich darum, dass man neu darüber nachdenkt." Sorge bereitet ihm, dass im Gemeindegebiet "im Lauf der beiden letzten Jahrzehnte der Kiebitz verschwunden ist, Fasane, Feldhasen, Wildkaninchen kaum noch zu finden sind, Lerchen und Feldsperlinge seltener wurden und Greifvögel hier kaum noch nisten". Von Hege sei in der Gemeinde kaum etwas zu spüren. "Hege ist auch nicht allein das Abschießen von Füchsen, die umso schneller durch Nachwuchs für Ausgleich sorgen", betonte Kirberg.
Velder fragte, wer für Wildschäden aufkommen solle: Gebe es das bisherige System nicht mehr, würden diese Kosten der Allgemeinheit aufgebürdet. Wildschweine etwa könnten leicht Schäden in Höhe von mehreren 10 000 Euro verursachen. "Jeder kann sich für ein paar Euro versichern, so dass die Jagd nicht mehr nötig ist", konterte Kirberg.
Bei allen Änderungen des Jagdgesetzes unstrittig sei das bisherige Reviersystem, betonte Hubertus Velder. Die Jagdpacht sei dessen fester Bestandteil. Jupp Kirberg hielt dagegen, dass es für das etwas über neun Kilometer lange Teilstück des Bahndamms, das der Gemeinde gehört, neun Pächter gebe - aus seiner Sicht eindeutig zu viele. Velder gilt dagegen: "Aus dem, was privat im Großen und Ganzen richtig gemacht wird, sollte sich der Staat heraushalten." Auch an starken Worten herrschte kein Mangel. Während für Kirberg die Jäger als "Staat im Staate" agieren, hat für Velder das von den Pächtern seit Jahrzehnten ausgeübte Pachtrecht den Status eines Eigentumsrechts erlangt. Das Bürgertum habe Jahrhunderte lang gegen Adel und Kirche für das Jagdrecht gestritten, das ihm nach dem Willen der Grünen nun genommen werden soll, kritisierte Velder.
Quelle: NGZ

Keine Kommentare: