Donnerstag, 6. März 2014

Neuss Neusser Optiker hilft in Kambodscha

Wer arm ist und sich keine Brille leisten kann, der ist hilflos – das gilt insbesondere in der so genannten Dritten Welt. Optiker Michael Jäger hat in Kambodscha Abhilfe geschaffen und dort für eine Hilfsorganisation Brillen angepasst. Von Julia Rommelfanger
 
Michael Jägers älteste Patientin ist 115 Jahre alt. Die Dame kam jedoch nicht in sein Optiker-Geschäft in Reuschenberg: Jäger traf sie im Februar in einem Dorf im Norden Kambodschas – und verpasste der kurzsichtigen Frau eine neue Brille. Jäger betreut die Initiative "Augenlicht" für den Neusser Verein "Kleine Hilfsaktion", der Projekte in Kambodscha, einem der ärmsten Länder der Welt, plant und vor Ort betreut.
"Wir unterstützen Menschen, die durchs Raster der großen Hilfsaktionen fallen", erklärt Roland Depschütz, der die Organisation 2010 ins Leben rief. Bei einem Besuch der Patenkinder von Freunden in Kambodscha 2007 hat er seine Leidenschaft für das Entwicklungsland in Südostasien entdeckt. Das Wichtigste sei, die Kindersterblichkeit zu verringern und den Menschen Zugang zu Bildung und Trinkwasser zu verschaffen, erklärt der Neusser.
Bei seiner ersten Reise dorthin hatte er 3400 Euro Spenden im Gepäck, die er in 13 Kleinprojekte steckte, für Waisen, Kranke, den Bau von Häusern oder Kinderheimen. Wenig später überzeugte der 49-jährige ehemalige Motorradrennfahrer seinen Optiker Michael Jäger, die Hilfsaktion zu unterstützen. Denn viele Kambodschaner haben eine Sehschwäche oder leiden an Katarakt, dem Grauen Star. Ohne Unterstützung können sie sich weder eine Brille, noch eine Augen-Operation leisten. Also startete Jäger eine deutschlandweite Brillensammelaktion. "An die 100 000 Brillen befinden sich in meinem Keller – die Arbeit besteht darin, die besten herauszusuchen", erzählt er.
Etwa 1000 Stück hat er dieses Jahr ausgewählt, die Gläser entfernt und die Gestelle zusammen mit zahlreichen Sonnenbrillen nach Kambodscha verschickt. Mitte Januar ist der Optiker hinterhergeflogen, gemeinsam mit Roland Depschütz und einem Düsseldorfer Arzt. Vier Wochen lang hat das Team in ländlichen Gegenden in Nord- und Zentralkambodscha Sehtests und Brillenglasbestimmungen gemacht.

Mit einem dortigen Augenarzt hat er zudem in einer Klinik der Provinzstadt Battambang Patienten auf Grauen Star hin untersucht und gleich am nächsten Tag eine OP veranlasst. "Die Leute sind extrem dankbar, umgänglich und trotz ihrer Armut mit dem Leben zufrieden", erzählt der agile 60-Jährige. "Nach den Sehtests haben wir einige Tage später etwa 400 Brillen mit dem Moped ausgeliefert; dabei viel Staub geschluckt, aber auch eine Menge Dankbarkeit bekommen." Das Augenlicht-Projekt sei einfach und zugleich extrem effektiv. "Eine Brille oder eine Operation ändern oft das gesamte Leben eines Menschen dort auf dem Land."
Michael Jäger war auch als Nothelfer und Hobby-Fotograf in Kambodscha tätig; half etwa beim Aufbau zweier Dörfer für obdachlose Familien oder bei der Trinkwasseraufbereitung und dokumentierte die Projekte der Hilfsorganisation mit seiner Kamera. "Aus diesen Wochen nehme ich meine Berufs-Endorphine mit nach Neuss", sagt Jäger. "Zwar arbeiten wir von früh morgens bis spät abends, empfinden jedoch anders als in Deutschland keinen Stress."
Quelle: NGZ

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