Freitag, 14. Februar 2014

Neuss Mit Kunstwerken den Raum neu vermessen und verändern

Die Langen Foundation zeigt Arbeiten der amerikanischen Künstlerin J. Parker Valentine. Von Helga Bittner
 
Bevor sie an die Kunst gegangenen ist, hat sie sich den Raum angeschaut. Der, mehr lang als breit und mit "Japanraum" als Name festgelegt, hat die amerikanischen Künstlerin Jessica Parker Valentine in seiner Einzigartigkeit beeindruckt, ihr aber keineswegs Kopfzerbrechen bereitet. "Der Raum mit den weißen Wänden lässt tolle Möglichkeiten zu", sagt sie und nutzt das dennoch mit ihren Kunstwerken nur sparsam aus.
Fast wie eine Reverenz an den Namen des Raums und die Kunst, die dort aus dem Besitz der Langen Foundation oft gezeigt wird, hat die in New York arbeitende Künstlerin paraventähnliche Skulpturen geschaffen, die indes genau so wie ihre Fotografien auf der gegenüberliegenden Wand das Thema Zeichnung in den Fokus stellen.
Ein Widerspruch? Nur auf den ersten Blick. Die "Wände" der Paravents bestehen aus verschlungenen Lassos – echte, wie die aus Texas stammende 33-Jährige lachend betont. Und zur Bestätigung zeigt sie auf die dunklen Stellen, die deutlich vom langen Gebrauch sprechen und sich von jenem Hellblau des Seils, das sich unter dem Schutz eines Papierzettels jahrelang gehalten hat, abheben.

Schon die Schwünge der Lassos gleichen denen einer Zeichnung. Und mehr noch wird das Thema beim Blick auf die weiße Wand dahinter offenkundig. Denn die Lassos und Gestelle werfen Schatten, die wiederum eine eigene Zeichnung schaffen. Das dritte Element geben reliefartige Erhebungen auf der Wand ab, denn Valentine fährt den Verlauf der Schatten-Striche mit pastos aufgetragenem Weiß nach oder fort. Was beim Besucher zu einem kleinen Aha-Erlebnis führt, denn die Skulpturen sind einerseits sich selbst genug und öffnen andererseits Sichtfenster, durch die der Raum neu, zumindest aber anders wahrgenommen wird. Da passt es auch, dass Valentine und Langen-Kuratorin Christiane Maria Schneider die Ausstellung mit "Topo" (von Topographie) betitelt haben, denn ihre Arbeiten vermessen den Raum neu, weil sie den Blick darauf verändern.
Dass Valentine auch dann zeichnet, wenn sie die Kamera zur Hand nimmt, zeigen ihre Fotoarbeiten. Ganz unprätentiös sind die Fotografien auf die Wand geklebt, ohne Rahmen, und zeigen organische Gebilde, die sich bei näherem Hinsehen wiederum als Schattenlinien erweisen. Umgeben von einem Lichtfleck etwa in Eiform, und erst der ganz genaue Blick offenbart die feinen, farbigen Lienen, die per Hand von Valentine darauf gezeichnet wurden. Ganz bewusst, so sagt die Künstlerin, hat sie sich dafür entschieden, nur wenige Fotos in großen Abständen an die Wand zu hängen. Denn auch sie sollen den Raum um sie herum vermessen und neu strukturieren.
Quelle: NGZ

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