Der Marienvikar lebte in der alten Vikarie in der Regentenstraße. Sorgfältig hat der Marienvikar Dr. Andreas Linden um 1600 den Besitz aufgelistet: "Ein Haus, Meutershof gegenüber, mit Scheune, Stallung, 1 Morgen Garten und Baumgarten" sowie weitere Morgen Land und Bruch. Die Nachbarschaft mit der Familie von Huicking, die den Meutershofs bewohnte, gestaltete sich über Jahrzehnte hinweg schwierig, wie der Heimatforscher Jakob Bremer in seinem Buch über Millendonk schreibt. So tränkten die von Huicking ihre Pferde am Teich der Vikarie und erwarteten gleichzeitig vom Vikar, dass er diesen reinige. Weil er auch das Weideland für sich beanspruchte, verschob Dederich Ernst von Huicking 1630 kurzerhand den Grenzstein bis an die Vikarie. Bis 1667 sollten sich die Streitigkeiten hinziehen, bis ein Gericht das Weideland endgültig der Vikarie zusprach.
Der Marienvikar wurde im 15. Jahrhundert dem Pfarrer der Korschenbroicher "Bruderschaft Unserer Lieben Frau" (Marienbruderschaft) als Hilfe zur Seite gestellt. Er hatte die Pflicht, so schreibt Jakob Bremer weiter, sonntags die Frühmesse sowie dienstags und samstags die Messe zu lesen. Nach 1700 wurden seine Aufgaben umfangreicher und umfassten sowohl Krankenbesuche als auch das Spenden der Sakramente. Es gab aber noch einen weiteren Grund, warum die Marienvikarie im 15. Jahrhundert eingerichtet wurde: Sie ermöglichte jungen Korschenbroichern den Zugang zum Priestertum, indem sie teilweise die Studienkosten bestritt. Dass die Vikare belesen waren, bezeugt eine Bibliothek, die zum ständigen Inventar des Hauses gehörte: 1769 umfasste sie 38 Bände
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Dass kein gemauerter Kamin im Gebäude vorhanden ist, unterstützt die frühe Datierung. Möglicherweise stammt sie sogar aus dem 15. Jahrhundert.
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