Montag, 6. Januar 2014

"VHS als Grundschulgebäude undenkbar"

646 Kurse mit insgesamt fast 12 000 Unterrichtsstunden bietet die Volkshochschule Kaarst-Korschenbroich mittlerweile an. Die NGZ hat mit ihrem Leiter gesprochen – über das "verflixte" siebte Jahr in dieser Position, Zukunftspläne und das VHS-Haus.
Kaarst Die Volkshochschule Kaarst-Korschenbroich startet bald in ihr neues Semester. Das Programm bietet 646 Kurse mit insgesamt fast 12 000 Unterrichtsstunden. Als Karl-Heinz Kreuels (56) Anfang 2007 die VHS-Leitung übernahm, waren es knapp über 500 Kurse mit rund 9400 Stunden. Im NGZ-Interview spricht er über die Entwicklung der VHS und ihre Pläne für die Zukunft.
Herr Kreuels, Sie haben jetzt das "verflixte" siebte Jahr als VHS-Leiter hinter sich gebracht. Gab es überhaupt ein verflixtes Jahr?
Karl-Heinz Kreuels Nein, gab es wirklich nicht. Ich wurde sofort gut aufgenommen und der Stamm der Mitarbeiter von heute war auch damals schon da. Anfangs gab es ein paar Schwierigkeiten mit dem EDV-System, weil dort zuvor gespart wurde und somit jeder Computer unterschiedlich alt war. Zwischenzeitlich haben wir einen kompletten Satz neuer Rechner angeschafft und einen Wartungsvertrag abgeschlossen.
Wie hat sich die VHS in den vergangenen Jahren entwickelt?
Kreuels Wir sind sehr darum bemüht, nahe an der Bürgerschaft zu sein. Es wurde etwa der Kontakt mit den Schützen geknüpft, wir haben die Einbürgerungsfeier als Integrationsfest etabliert und sind seit 2007 mit einem Stand bei "Kaarst Total" vertreten. Der Förderverein hat mit dem Büchermarkt und den Lesepatenschaften in den Grundschulen zwei Aufgaben bekommen, wodurch neben Dozenten und Kursteilnehmern weitere 140 Bürger mit der VHS in Verbindung stehen. Ansonsten motiviere ich meine Kollegen immer dazu, das anzubieten, was sie auch selbst gerne machen. Als ich meine Aufgabe hier antrat, gab es zum Beispiel keine Fotogruppe, obwohl wir mit Christoph Claßen einen guten Hobbyfotografen im Team haben. Daraus ist jetzt ein großer Bereich im VHS-Programm entwachsen.
Als Sie damals angetreten sind, wollten Sie einen regelmäßigen E-Mail-Newsletter, ein Lernfest und einen Tag der offenen Tür einführen. Alles umgesetzt?
Kreuels Ehrlich gesagt: Nein. Bei Kollegen habe ich beobachtet, dass ihr E-Mail-Newsletter meist im Spamordner landet, und deswegen möchte ich mir diesen Kanal lieber für gezielte Maßnahmen freihalten. Einen Tag der offenen Tür hat es in der Form auch noch nicht gegeben, aber auf der letzten VHS-Konferenz wurde das Thema angesprochen. Wir möchten ihn mit einem besonderen Anlass verbinden. Dies wird voraussichtlich das 40-jährige Bestehen des VHS-Zweckverbands Kaarst-Korschenbroich Ende 2015 oder Anfang 2016 sein.
In den Diskussionen um die Grundschule in der Stadtmitte ist auch das VHS-Haus als möglicher Standort ins Gespräch gekommen. Haben Sie Sorge um ihr Haus?
Kreuels Inzwischen immer weniger, wobei ich die Debatte auch nicht verstehe. An die Schulgebäude werden heute enorme Anforderungen gestellt, da ist es meiner Ansicht nach undenkbar, unser 40 Jahre altes Gebäude in seinem Zweck noch einmal umzuwidmen.
Wäre ein Angebot auf dem heutigen Niveau denn sonst überhaupt noch möglich?
Kreuels Nein, das Haus ist ein Glücksfall. Wir sind in den Kernzeiten Montag- bis Donnerstagabend ab 18 Uhr ausgelastet, und durch die Integrationskurse auch vormittags voll belegt. Wo wir helfen können, tun wir dies. So haben wir zum Beispiel die Schach- und Bridgegruppe aufgenommen oder zeitweise die Offene Ganztagsschule, als sie einen Wasserschaden bei sich hatte.
In Ihrem Vorwort zum aktuellen Semester sprechen Sie ausführlich die sozialen Netzwerke an, und dennoch ist die VHS Kaarst-Korschenbroich bei Facebook gar nicht vertreten.
Kreuels Ich habe festgestellt, dass selbst Volkshochschulen in Großstädten wenig Akzeptanz bei Facebook finden. Meiner Meinung nach müssen in sozialen Netzwerken auch Menschen dahinter stehen, deshalb fördern wir lieber die Netzwerke zwischen Dozenten und Kursteilnehmern. In einer kleinen Fortbildung lernen unsere Kursleiter den richtigen Umgang mit Facebook und wie sie ihre Schüler dort einbinden.
STEFAN REINELT FÜHRTE DAS GESPRÄCH
Quelle: NGZ

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