Montag, 6. Januar 2014

Neuss 1 Apotheker ordnen ihre Notdienste im Kreis neu

Seit dem neuen Jahr ist der Notdienst in der Region Neuss gleichmäßiger verteilt. So sollen die Kunden kürzere Wege haben. Von Susanne Genath
Wer in den Notdienstkalender schaut, den Apotheker Wilhelm Junior für Neusser und Kaarster Kunden zusammengestellt hat, wird sich wundern. "An manchen Wochenenden sind darin drei diensthabende Apotheken in beiden Städten verzeichnet, an anderen wieder nur eine, möglicherweise auch mal gar keine", berichtet er.
Der Grund: Die Apothekerkammer Nordrhein hat mit Beginn dieses Jahres die Organisation der Notdienste umgestellt. Sie werden nun nicht mehr innerhalb einzelner Städte oder Gemeinden festgelegt, sondern per Computer flächendeckend über das gesamte Kammergebiet ermittelt, in annähernd gleich großen Waben, so dass der auf Neuss und Kaarst beschränkte Notdienstkalender nicht alle Möglichkeiten, an Medikamente zu kommen, wiedergibt. Wenn an einem Wochenende Apotheken in Wevelinghoven, Meerbusch und Heerdt Dienst haben, kann es für einen Neusser günstiger sein, nach Heerdt oder Meerbusch zu fahren als im Rhein-Kreis zu bleiben.
Grundsätzlich ist für die Suche nach der nächsten Apotheke nicht mehr die Stadt maßgeblich, in der sich ein Patient befindet, sondern sein genauer Standort. "Jede Apotheke ist verpflichtet, per Aushang mitzuteilen, wo sich – von ihr aus gesehen – die zwei nächsten Notdienstapotheken befinden, und zwar unabhängig von den Stadtgrenzen", erklärt Junior, der seit 29 Jahren die Elch-Apotheke an der Viersener Straße führt. Patienten könnten sich auch per Internet oder Telefon informieren, wo sie nach Geschäftsschluss noch dringend benötigte Medikamente erhalten. "Insgesamt ist das neue System jetzt zum Vorteil sowohl der Kunden als auch der Apotheker", sagt Junior. Habe er bislang 17 bis 18 Notdienste pro Jahr leisten müssen, seien es künftig nur noch elf bis zwölf.
Die Apothekerkammer hat nach eigenen Angaben mit der Neuorganisation auf einen vielfachen Patientenwunsch reagiert, trägt aber auch der steigenden Anzahl von Apothekenschließungen Rechnung. In den vergangenen fünf Jahren seien es im Kammerbezirk Nordrhein über 100 gewesen. Mit dem neuen flächendeckenden Netz, das in Städten enger geknüpft sei als auf dem Land, sichere man die Notdienstversorgung der Bevölkerung, sagt Geschäftsführer Stefan Derix.
"Natürlich bietet ein solches System nicht für jeden eine optimale Lösung", sagt er. Beschwerden werde es sicherlich auch in Zukunft geben. So wie jüngst in der Nacht zu Neujahr, als sich eine junge Neusser Mutter bei der Apothekerkammer darüber beschwert hatte, dass sie eine relativ weite Anfahrt zur Notdienstapotheke hatte und dann noch um 2 Uhr nachts mit anderen Kunden eine Zeitlang davor warten musste, ehe sie bedient wurde. "Es kann immer passieren, dass man mal warten muss", erklärt Derix.
Fast kein Notdienst sei wie ein anderer. "Das hängt auch davon ab, ob gerade eine Grippewelle oder Magen-Darm-Erkrankung umgeht", sagt er. Und nicht jeder komme mit einem Rezept vom Notarzt. "Einige wollen nachts um 3 Uhr auch nur ein paar Hustenbonbons haben oder Augentropfen für ihren Hund."
200 Euro erhalte ein Apotheker für einen 24-stündigen Notdienst, berichtet Martin Katzenbach, Pressesprecher des Apothekerverbandes Nordrhein. "Das ist immerhin etwas. Aber ein Schlüsseldienst bekommt 350 Euro am Wochenende für einen Einsatz."
Quelle: NGZ

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