Montag, 6. Januar 2014

Neuss Ohren immer offen für Musik zum Stunk

Die Sängerin Sabine Wiegand ist für das musikalische Programm der alternativen Karnevalssitzung des Theaters am Schlachthof (TaS) zuständig. Aber sie legt großen Wert darauf, dass die anderen Stunk-Macher mit im Boot sind. Von Helga Bittner
Für Sabine Wiegand ist das ganze Jahr Stunk. Die Sängerin ist der Kopf des musikalischen Teils der alternativen Karnevalssitzung, die das Theater am Schlachthof nun zum 19. Mal über die Bühne gehen lässt, und hört von Januar bis Dezember Musik auch unter dem Aspekt, ob sie für den Stunk gecovert werden kann. Im Schnitt werden zehn Songs für jede Sitzung erarbeitet, "und das ganze Jahr denke ich darüber nach", sagt sie. Fast jeder Song, den sie hört – deswegen ist beim Autofahren auch immer das Radio an –, hört sie mit der Schere im Hinterkopf.
"Wenn wir im nächsten Jahr das 20. Mal feiern, haben wir eine Liste mit rund 200 Songs zusammen, die wir für den Stunk bearbeitet haben", sagt sie, und in ihrer Stimme mischen sich Stolz und Verwunderung. "Mittlerweile passiert es öfter, dass ich ein Lied höre und denke, das könnte in den Stunk passen, aber dann feststellen muss: Das hatten wir schon", sagt sie lachend.
Das "Wir" ist ihr dabei besonders wichtig. Denn auch wenn Sabine Wiegand die musikalische Leitlinie vorgibt – nichts wird entschieden, ohne dass es mit den beiden Textern des Stunk, Martin Maier-Bode und Jens Neutag, und dem Bandleader der Deeband, Timo Bader, abgesprochen ist. Letzterer notiert die Songs dann für alle beteiligten Musiker: für sich als Bassist, für Saxophonist Andy Goertz, Keyboarder Thorsten Schreiner, Gitarrist Wolfram Tippl, Schlagzeuger Tobias Guter und die beiden Bläser-Gäste.
Zudem könne jeder eigene Vorschläge machen, betont Wiegand und legt Wert darauf, dass diese von ihr genauso auf die Verwertbarkeit abgeklopft werden wie die von ihrer eigenen Liste. Einzig die Songs, die Wiegand als ihre zum Kult gewordene Bühnenfigur "Dat Rosi", mit der sie auch als Solistin vielfach unterwegs ist, singt, sind ihre Sache. "Deswegen kommen die auch ganz zum Schluss dran", sagt sie schmunzelnd.
Die genaue Absprache mit den beiden Textern ist vor allem deswegen nötig, weil die Songs erstens zu den Szenen passen müssen und zweitens ein eigenes Thema transportieren sollen. "Es geht nicht darum, eine Szene mit Musik abzuschließen", betont Wiegand, "sondern der Song muss eigenständig sein." Ihre Texte, die sie den gecoverten Songs auf die Noten schreibt, erweitern die Stunk-Themenpalette gewissermaßen in Form eines gesungenen Kabaretts.
Im Vorfeld läuft die Absprache mit Maier-Bode und Neutag per Mail. "Eine Woche lang geht das ziemlich intensiv hin und her", erzählt sie, denn Maier-Bode und Neutag arbeiten ihre Songvorschläge ein und bringen den kompletten Text mit Ablaufplan mit, wenn wie jetzt die Proben zum Stunk im Theater am Schlachthof beginnen.
Und wonach wählt sie die Musikstücke nun aus? Ein bisschen nach Popularität, sagt sie, aber auch in dem Bestreben, eine Mischung zwischen neuen und alten Songs hinzubekommen. 2013, so findet sie, sei kein so gutes Jahr gewesen, will aber auch noch nicht zu viel verraten. Nur das: "Get lucky" von Daft Punk ist dabei, obwohl der Song eigentlich viel zu viel und überall liefe. "Aber er passt natürlich wunderbar zu Frau Merkel", sagt sie lachend – die sie auch wieder selbst spielt.
Aus den vielen Stunk-Jahren hat Sabine Wiegand inzwischen aber auch gelernt, keine Songs zu verwenden, die ihr sehr am Herzen liegen. "Denn ich habe dann nur noch den neuen Text im Kopf und weiß sofort, welches Kostüm ich anhatte, als ich den Coversong gesungen habe", sagt. So bleiben die Lieder der Beatles oder von Elvis Presley für den Stunk tabu. Die passen dafür gut in die Liedprogramme, mit denen Sabine Wiegand auch immer wieder ganze Abende auf der Bühne steht.
Quelle: NGZ

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