Samstag, 11. Januar 2014

Grevenbroich Stadt will Wildgehege an Verein übergeben

Die Stadt greift ein Thema wieder auf, das seit 2011 vom Tisch war. Sie will kräftig am Wildpark sparen. Geht nicht, sagen die Waldschützer. Von Wiljo Piel
Obwohl sich der Rat bereits 2011 in großer Einmütigkeit gegen ein solches Vorhaben ausgesprochen hat, versucht es die Verwaltung noch einmal: Sie will in den nächsten Jahren den Rotstift im städtischen Wildfreigehege ansetzen. Im Bend müssen "erhebliche Einsparungen" erzielt werden, notiert Stadtkämmerin Monika Stirken-Hohmann in ihrem bis 2024 ausgelegten Sanierungsplan, der jetzt den Finanzausschuss passierte. Ihre Vorschläge: Entweder wird der Arbeitsaufwand der Wirtschaftsbetriebe im Wildgehege reduziert oder der Park wird an einen anderen Träger übergeben.
Das erinnert an einen umstrittenen Spar-Tipp, den die Wirtschaftsprüfer von "Rödl & Partner" schon vor drei Jahren der Stadt ins Haushaltsbuch geschrieben hatten. Die Berater empfanden das Wildgehege als zu kostspielig und empfahlen, den Park auf einen Förderverein zu übertragen. Sollte eine solche Lösung nicht gelingen, müsse die Stadt die Schließung in Betracht ziehen. Der Rat lehnte beide Varianten ab, bisher blieb alles beim alten.
In etwa die gleiche Kerbe schlägt nun wieder Monika Stirken-Hohmann. In ihrem Sanierungsplan sieht sie offenbar noch keinen aktuellen Handlungsbedarf für das Wildfreigehege, wohl aber hat sie die erste Einsparung von 50 000 Euro für das Jahr 2018 eingeplant. Klaus Krützen, Vorsitzender der Ortsgruppe Grevenbroich in der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), betrachtet solche Pläne mit großer Skepsis. "Einen solchen Vorschlag bezeichne ich als Haushalts-Lyrik – es wird sich kein Förderverein für die Übernahme des Wildgeheges finden", meint er: "Ein solcher Park kann auf keinen Fall von Ehrenamtlern betrieben werden." Sein Argument: Für die Fütterung und Pflege von Wildtieren bedürfe es einer besonderen Ausbildung, die Laien nicht hätten.
Schon seit Jahren unterstützen die etwa 140 Aktiven der SDW das Wildfreigehege nach besten Kräften. Mit ihren Mitgliedsbeiträgen sorgen sie dafür, dass defekte Gatter ersetzt oder teure Maschinen für die Heugewinnung gekauft werden können – eine enorme finanzielle Entlastung für die Kommune. Doch mehr sei nicht drin, sagt Krützen, der für die SPD im Stadtrat sitzt. Die 50 000 Euro seien weiterhin notwendig, wenn der Park nicht geschlossen werden sollte. Anders stellt sich die Situation derzeit in Dormagen dar: Dort strebt die örtliche SDW eine Übernahme des Tierparks Tannenbusch an.
Die "Rödl"-Pläne hatten 2011 viele Grevenbroicher auf die Barrikaden gebracht, die den Verlust des 70 000 Quadratmeter großen Geländes befürchteten. Das Gehege mit 200 Wild- und Haustieren zählt seit Jahrzehnten zu den Top-Ausflugszielen in der Stadt, vor allem in den Frühlings- und Sommermonaten zieht es zahlreiche Familien in den Bend. Noch sieht der SDW-Vorsitzende aber keinen Grund zur Nervosität: "Das Sanierungskonzept der Kämmerin wird künftig jedes Jahr beraten – und bis 2018 ist noch Zeit", meint Krützen. Möglicherweise finde sich bis dahin ein anderer Posten, bei dem die 50 000 Euro eingespart werden könnten.
Quelle: NGZ

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