Samstag, 11. Januar 2014

Dormagen Nievenheimer verkauft Bioseife in ganz Europa

In Nievenheim wird der Europavertrieb der Ökoseife von Dr. Bronner's gesteuert. Bald sollen es auch Versand und Produktion sein. Von Klaus D. Schumilas
Es klingt zunächst eher wie ein schlecht gemachtes Marketing für ein Allerweltsprodukt: Es geht um "Magic Soap", also um magische Seife, und um eine übereifrig erscheinende missionarische Firmen-Philosophie, die das Gute im Kapitalismus sucht und glaubt, für sich gefunden zu haben. In einem Satz gesagt: Der US-Marktführer für flüssige Bioseifen, Dr. Bronner's, ist nach über 80 Jahren mit einem Tochterunternehmen zurück in Deutschland und versucht von Nievenheim aus den europaweiten Vertrieb zu organisieren.
An der Sausweide sitzt Axel Rungweber, der als Geschäftsführer der Dr. Bronner's Deutschland GmbH mit einem kleinen Team den Vertrieb steuert. Der 33-Jährige wohnt in Rosellerheide. Er hat in den USA Wirtschaft studiert und im Rahmen einer sozialwissenschaftlichen Untersuchung von Unternehmen Dr. Bronner's kennengelernt. Eine Zeit später wurde er gefragt, ob er nicht in Deutschland neue Vertriebswege aufbauen wolle. "Die Firmenphilosophie hat mir auf Anhieb gefallen", sagt Rungweber. "Persönlicher Reichtum ist nicht der Antrieb der Besitzer. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer."
Es geht um Nachhaltigkeit, um fairen Handel und ein Modell des nachhaltigen Kapitalismus, erzählt der gebürtige Düsseldorfer. Aufgrund der betriebsinternen "1 to 5-Rule" verdient der leitende Geschäftsführer maximal das fünffache des am geringsten bezahlten Arbeitnehmers und dieser verdient durchschnittlich 25 Prozent mehr als der übliche Lohn am Markt. Mit rund 800 Mitarbeitern wird ein Umsatz von 75 Millionen Euro erzielt. "Das Wachstum soll langsam und nachhaltig erfolgen." Mittelfristig soll die Auslieferung der Produkte, die bislang von Voerde aus läuft, von Dormagen aus erfolgen. Ebenso ist binnen fünf Jahren geplant, hier einen Produktionsstandort zu eröffnen.
Die Firmengeschichte ist ungewöhnlich. Seit 1858 stellt die jüdische Familie Heilbronner in Deutschland Naturseifen her, mit dem Bestreben, das für den Menschen und die Natur ideale Produkt zu finden. Emanuel Heilbronner lernte in der dritten Generation das Seifenhandwerk, er emigrierte 1929 in die USA und strich aus Protest gegen die Machtergreifung der Nationalsozialisten das "Heil" aus seinem Namen. Seine beiden Schwestern folgten ihm, die Eltern wollten allerdings bleiben – und starben in den Konzentrationslagern Ausschwitz und Theresienstadt. Emanuel Bronner setzte sich fortan für eine Welt ohne Krieg und Hass ein. Er begann seine Vortragsreihe zum Thema Weltfrieden.
1948 gründete er den Vorläufer der heutigen Firma "Dr. Bronner's Magic Soaps". Er startete mit der Herstellung von Pfefferminzseifen, die er auch während seiner Reden verteilte. Als er merkte, dass manche Besucher nur die Seifen mitnahmen, anstatt ihm zuzuhören, druckte er fortan seine Philosophie umfangreich auf die Flaschenetiketten. "Dort sind sie auch heute noch in kaum veränderter Form zu lesen", so Rungweber – gewöhnungsbedürftig für den deutschen Verbraucher. Die Firma kann mit Hollywood-Stars wie Sandra Bullock oder Drew Barrymore oder US-Rapper Eminem werben, die die "magischen Seifen" benutzen.
Quelle: NGZ

Keine Kommentare: