Samstag, 11. Januar 2014

Grevenbroich Polizei blitzt jetzt vom Streifenwagen aus

Die Polizei im Kreis setzt bei der Geschwindigkeitsüberwachung auf eine neue Strategie: Sie "blitzt" Temposünder auch von normalen Streifenwagen aus. Das Ziel: weniger Unfälle. Gestern wurde in Grevenbroich und Neuss kontrolliert. Von Carsten Sommerfeld
Bei Autofahrern sind Daten zu Radarwagen heiß begehrt. Wer etwa am Straßenrand einen silberfarbenen VW-Caddy stehen sieht, sollte ganz schnell einen Blick auf den Tacho werfen – denn es könnte der "Blitz"-Wagen der Stadt Grevenbroich sein. Auch die Polizei setzte ihre Messanlagen bislang nur mit zivilen, unauffälligen Autos ein. Doch solche Fahrzeugkunde reicht ab sofort nicht mehr als Schutz vor Knöllchen: Die Polizei blitzt nun zusätzlich von ihren normalen Streifenwagen aus. Wer im Kreisgebiet auf einen der blau-silberfarbenen Wagen trifft, muss jederzeit mit dem Messgerät rechnen.
Die Folgen werden schon bald die ersten Autofahrer merken, wenn sie Post von der Bußgeldstelle erhalten: Auf der Daimlerstraße in der Neusser Nordstadt wurden gestern Morgen zehn Temposünder geblitzt. Auf der Deutsch-Ritter-Allee in Grevenbroich erfasste der Radarstrahl eine Limousine mit Tempo 47 – erlaubt sind lediglich 30 Stundenkilometer. "Das kostet ein Verwarngeld von 15 Euro", erklärt Timm Kehrbaum (37) vom Verkehrsdienst, der mit Dietmar Doyen (50) das mobile Radargerät vor dem Heck des Streifenwagens aufgebaut hat.
Den Grund für den Streifenwagen-Blitz erklärt Polizeisprecherin Diane Drawe: "Wir haben die Strategie geändert. Vor einigen Jahren nahm die Polizei Tempo-Kontrollen nur vor, wenn sie den Verkehrssünder unmittelbar danach anhielt. Doch angesichts der Verkehrsunfallzahlen wollen wir mehr Menschen für das Thema im Straßenverkehr sensibilisieren, und wir intensivieren seit November 2011 die Kontrollen." Zu hohe Geschwindigkeit sei im Straßenverkehr nach wie vor der Killer Nummer eins, betont die Polizeisprecherin. "Bei einem Zusammenstoß von einem Fußgänger und einem Auto mit Tempo 60 sterben im Schnitt acht von zehn Passanten, bei Tempo 50 dagegen überleben acht von zehn."
"Brems dich – rette Leben" lautet eine landesweite Kampagne, zu denen auch die 24-Stunden-Blitz-Marathons gehören. Ein weiterer Baustein des Konzepts ist nun die Überwachung vom Streifenwagen aus. Die Messtechnik ist nicht fest im Auto eingebaut, sondern kann rasch von einem in den anderen Streifenwagen umgeladen werden. Die Polizei hat dafür ein zusätzliches Messgerät erhalten.
Auf der Deutsch-Ritter-Allee bremsten gestern viele Autofahrer vor dem sichtbar postierten Polizeifahrzeug. Mancher schlich fast im Schritttempo vorbei. Die auf dem Radargerät aufgesetzte Kamera machte längere Zeit Pause. Doch das ist im Sinne der Ordnungshüter. "Es geht nicht darum, viele Knöllchen zu verteilen. Wir wollen die Verkehrsteilnehmer zum Nachdenken anregen und für angepasstes Fahren sensibilisieren, um so Unfälle zu vermeiden", sagt Verkehrsdienst-Leiter Reinhard Lenzen.
2013 ahndete die Polizei 47 514 Geschwindigkeitsverstöße, mehr als doppelt so viele wie 2012 (21 639). Dieser Anstieg sei die Folge der verstärkten Kontrollen, erklärt Drawe. Die Polizei stellt zudem fest, "dass sich zahlreiche Bürger Gedanken über das Thema machen. Wir erhalten nicht nur für die Blitzmarathons viele Vorschläge für Straßen, an denen wir kontrollierten sollen."
Quelle: NGZ

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