Mittwoch, 19. März 2014

Neuss Politik winkt Supermarkt-Pläne durch

Das Vorhaben, den Einkaufsstandort Lessingplatz durch einen Supermarktes zu beleben, ist politisch entschieden. Der Bebauungsplan passierte gestern den Ausschuss. Verwaltung ist überzeugt: Der hält einer Prüfung vor Gericht stand. Von Christoph Kleinau
 
Dass Investoren Pläne mitbringen, ist die Regel, dass sie im Planungsausschuss aber mit einem Rechtsbeistand erscheinen, (bislang noch) die Ausnahme. Mirco Strauch, Projektleiter in der niederländischen Ten Brinke Group, entschied sich gestern zu diesem Schritt. Angesichts des fortgesetzten Widerstandes der Bürgerinitiative "Pro Realschulwiese" gegen den Neubau eines Supermarktes auf dem Lessingplatz rechnet wohl auch der designierte Bauherr damit, dass der schon seit Jahren geführten politischen Debatte eine Auseinandersetzung vor Gericht folgen wird. So stand gestern nicht die Frage im Raum, ob der Supermarkt gebaut wird, sondern ob der Bebauungsplan, der nur noch von einem einzelnen UWG-Vertreter abgelehnt wird, vor Gericht Bestand hat. Klare Antwort der Verwaltung: Ja.
Nur Stunden vor der Sitzung hatte sich die Bürgerinitiative noch einmal schriftlich zu Wort gemeldet. Die Ausführungen der Stadt seien "weiterhin als abwägungsfehlerhaft anzusehen", zitiert sie aus dem Bericht eines von ihr beauftragten Gutachters, der sich auch mit den Stellungnahmen der Stadt zu den Einwänden, die die Norfer gegen diese Pläne erheben, beschäftigt hat. Deshalb sei trotz der Nachbesserungen festzustellen, dass "der Standort für die Ansiedlung eines großflächigen Einzelhandelsbetriebes aus Immissionsschutzgründen nicht geeignet ist." Damit musste man sich auseinandersetzen.
Der Ausschussvorsitzende Karl-Heinz Baum (CDU) machte den Anfang, als er den dicken Stapel Papier hochhielt, der im Laufe der Beratungen zusammengekommen ist. Und in der Tat hatte die Verwaltung viel Arbeit darauf verwandt, auf 85 Seiten die 66 Einwände und ihre Bewertung derselben darzulegen. Debattiert wurden aber nur noch die Aspekte Lärm und Parkplätze.

Anne Becker, Abteilungsleiterin Städtebau im Planungsamt, musste dazu plausibel machen, warum das ursprüngliche Lärmgutachten noch einmal überarbeitet worden sei. Ihre Antwort: Das Gutachten wurde auf der Basis der vom Investor gewünschten größeren Verkaufsfläche von 1470 Quadratmetern erarbeitet, tatsächlich billigte ihm die Neusser Politik nur 200 Quadratmeter weniger zu. Das galt es anzupassen, damit, so Becker, "es keine Hintertür gibt, um den Markt doch noch zu vergrößern." Schon das alte Gutachten hätte den Markt genehmigungsfähig gemacht, das neue komme nun zu Werten, die, wie der Anwalt des Investors darlegte, "unterhalb dessen liegt, was in allgemeinen Wohngebieten hinnehmbar ist". Es sei sichergestellt, dass "die Wohn- und auch die Lernverhältnisse in der angrenzenden Schule gewahrt bleiben", formuliert die Verwaltung. Auch beim Thema Parken sieht Becker die Stadt auf der sicheren Seite. "Mehr als benötigt", wertet sich den Zuwachs auf künftig 137 öffentliche Parkplätze.
Das Ziel, den Nahversorgungsstandort Lessingplatz zu stärken, ist mit Ansiedlung des Marktes noch nicht erreicht, stellt die Verwaltung fest. Dazu sollen nun die Ideen aus dem Werkstattgespräch 2005 zur Wohnumfeldverbesserung aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Der Markt sei aber ein "entscheidender Impulsgeber" dazu.
Quelle: NGZ

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