Dienstag, 18. März 2014

Neuss Allergiker leiden unter frühem Pollenflug

Das milde Wetter macht den Allergikern zu schaffen. Denn die Pollen fliegen schon – und machen den Betroffenen das Leben schwer. So wie Natalia Fernandez, die sich am Johanna-Etienne-Krankenhaus einer Immuntherapie unterzieht. Von Bärbel Broer
 
Laufende Nase, tränende Augen und unruhiger Schlaf, weil die Atmung schwerfällt. So ergeht es derzeit vielen Menschen, die allergisch auf Frühblüher wie Hasel oder Erle reagieren. Denn dieses Jahr hat die Vegetationsperiode deutlich eher begonnen und damit beginnt auch das Leiden der Blütenpollenallergiker früher. Das füllt die Praxis im Neusser Lungen- und Allergiezentrum am Johanna-Etienne-Krankenhaus. Zu den Patienten gehört Natalia Fernandez. Seit fast zehn Jahren leidet die 29-Jährige unter Heuschnupfen.
"Normalerweise fangen die Niesanfälle ab Pfingsten an", sagt Fernandez. Dieses Jahr habe sie die üblichen allergischen Symptome deutlich früher gespürt. "Permanent werde ich gefragt, ob ich erkältet bin. Dann sage ich jedes Mal, dass es nur eine Allergie sei", klagt sie, genervt, sich ständig erklären und überall genügend Taschentücher griffbereit haben zu müssen. Zunächst hatte sie sich mit Nasenerkältungs-Sprays selbst therapieren wollen. Doch davon rät ihre Ärztin Dr. Sylke Markert-Kütemeyer dringend ab. "Erkältungssprays ziehen die Gefäße zusammen und bei längerer Einnahme droht sogar eine Abhängigkeit", warnt die Internistin und Allergologin. "Kortisonhaltige Sprays sind besser, da sie entzündungshemmend sind und ausschließlich auf die Rezeptoren in der Nase wirken."
Zusätzlich sei bei derartigen Pollenallergien die Einnahme von Antihistaminika sinnvoll. Diese blockieren die Wirkung des Histamins, des wichtigsten Botenstoffs bei der Auslösung der allergischen Sofortreaktion. Natalia Fernandez nimmt beide Medikamente ein. Zusätzlich hat sie im Vorjahr, zum Ende der Blütenpollenzeit, eine Immuntherapie – die sogenannte Hyposensibilisierung – begonnen. Über drei Jahre lang wird ihr genau das Allergenextrakt in die Haut gespritzt, auf das sie reagiert. Anfangs in kürzeren Zeitabständen und geringer Dosierung, im Verlauf der Behandlung in größeren Intervallen mit stärkerer Konzentration. "Zuvor haben wir genau abgeklärt, welches Allergen die Reaktionen bei ihr auslöst", sagt ihre Ärztin. Dazu stehen mehrere Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Nach der Anamnese zur Vorgeschichte der Erkrankung folgt in der Regel der Prick-Test, mit dem eine Sensibilisierung gegenüber Pollen oder Tierhaaren nachgewiesen wird. Zudem können ein Bluttest, ein Lungenfunktionstest oder eine Rhinomanometrie, die die Nasendurchgängigkeit misst, sinnvoll sein. "Erst wenn eine eindeutige Indikation gestellt ist, kann eine Hyposensibilisierung erfolgen", sagt Dr. Markert-Kütemeyer. So könne ein Übergreifen auf die unteren Atemwege wie Bronchien und Lungen vermieden werden.
Natalia Fernandez merkt noch keine Besserung, da die Hyposensibilisierung vor allem gegen ihre allergische Reaktion auf Gräser erfolgt, die jedoch erst im Sommer blühen. Dr. Markert-Kütemeyer kann ihr aber Hoffnung auf Linderung der Beschwerden machen: "Studien haben gezeigt, dass bei rund 70 Prozent der Betroffenen die Beschwerden nach einer Hyposensibilisierung gemindert sind."
Quelle: NGZ

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