Freitag, 10. Januar 2014

Neuss Heimatlieder aus acht Kulturen im RLT

Zu einem ganz besonderen "Heimatabend" versammeln sich Musiker und Sänger aus acht Kulturen auf der Bühne des RLT. Sie eint, dass sie seit etlichen Jahren in Deutschland leben. Das Projekt hatte eine umjubelte Premiere in Berlin. Von Helga Bittner
Heimatlieder aus Deutschland mit Musik aus Kuba, Marokko, Mosambik oder Vietnam? Doch, genau so ist es, wenn am 21. Februar im RLT Musiker und Sänger aus diesen Ländern und anderen ihre Lieder präsentieren. Denn jeder von ihnen lebt seit Jahrzehnten in Deutschland. Und so gestalten sie einen ganz besonderen Heimatabend, der mit unglaublichem Erfolg in der Komischen Oper Berlin vor einem halben Jahr Premiere hatte und nun in etwas reduzierter Form in Neuss zu erleben ist. In Berlin standen insgesamt 140 Sänger und Musiker mit Wurzeln in 17 Ländern auf der Bühne, in Neuss beim Auftritt im RLT werden es rund 60 mit Wurzeln in acht verschiedenen Kulturen sein.
Und auch dieser Umfang hat den Organisatoren um Kulturamtsleiter Harald Müller noch den Schweiß auf die Stirn geschrieben. Aber nachdem Eva Müller von der Stadtbibliothek diese Idee vom Heimatabend mit Heimatliedern aus Deutschland erst mal platziert hatte, waren sämtliche Kulturinstitute so angetan, dass sie gemeinsam über die Arbeitsgemeinschaft Interkultur das Ereignis nach Neuss holten. "Es ist wirklich ein großes Unternehmen", sagt Harald Müller, "und das können nur alle gemeinsam stemmen."
Was er und Eva Müller an dem Projekt so spannend finden, ist das, "was mit dem Begriff Heimat passiert", sagt Eva Müller. Der sei mehrfach zu verstehen – ob geographisch oder psychologisch, ob neu gefunden oder nie verloren – "und das Konzert kann viel dazu sagen", meint sie.
Für das Begriffspaar "Heimatabend – Heimatlieder" haben sich die beiden Initiatoren des Projekts, Lablemanager Jochen Kühling und Journalist Mark Terkessides ganz bewusst entschieden. "Die Musiker auf der Bühne sind zugleich Gastgeber und Gast und die Zuschauer ebenso", sagt Kühling.
Die beiden Berliner wollten ursprünglich einfach ein Projekt auf die Beine stellen, das "die kulturelle Vielfalt der Hauptstadt zeigen sollte", erzählt Kühling und ergänzt: "Wir haben 240 Communities in Berlin und sind da sehr anarchisch rangegangen." Sprich: Die Suche nach Musikern lief nach dem Schneeballsystem (da kannte einer einen anderen, der wusste, dass ...) und auf manchmal merkwürdigen Umwegen.
Das kubanische Trio etwa fanden die beiden Berliner über einen Oldenburger Professor, der wiederum den Musikbeauftragten in der Kubanischen Botschaft kannte ... "Und so haben wir für den Berliner Heimatabend 17 Ensembles zusammenbekommen." Gemeinsamer Nenner dafür war, dass die Wurzeln jeweils in einem Land liegen, mit dem die Bundesrepublik eine Anwerbeabkommen geschlossen hatte. "Dabei haben wir dann erst mitbekommen, dass die DDR es genau so gemacht hat und das natürlich auch einbezogen", sagt Kühling.
Qualität, so sagt er, war eigentlich kein Kriterium. "Aber dann hat es uns schlicht umgehauen, was wir zu hören bekamen", erzählt er weiter. "Es war wie eine Offenbarung, und wir wussten: Es hat die Berechtigung, ein künstlerisches Projekt zu sein." Das sah auch der Hauptstadt-Kulturfonds so und unterstützte das Projekt.
Das Neusser Gastspiel wird vom Kultursekretariat Wuppertal unterstützt und auch um einen musikalischen Beitrag aus NRW ergänzt: Das Turkish Chamber Orchestra unter Betin Günes kommt aus Köln. "Dieser Punkt war uns wichtig", sagt Harald Müller, "denn die Neusser mit türkischen Wurzeln stellen den Hauptanteil unter den eingewanderten Bürgern."
Quelle: NGZ

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