Donnerstag, 20. Februar 2014

Neuss Politik verhindert neuen Salafisten-Treff

Per Dringlichkeitsbeschluss wird heute festgelegt, dass auf der Fläche einer Gaststätte in Weckhoven nur noch Wohnungsbau möglich ist. Von Christoph Kleinau
 
Zum zweiten Zwangsversteigerungstermin der Gaststätte Engels wird am kommenden Mittwoch auch ein Vertreter der Stadtverwaltung im Amtsgericht erscheinen. Nicht als Bieter, sondern um im Zweifel jedem Interessenten deutlich zu machen, dass die Liegenschaft am Weckhovener Lindenplatz künftig ausschließlich zu Wohnzwecken genutzt werden darf. Diese Einschränkung wird heute der Hauptausschuss per Dringlichkeitsbeschluss festlegen und damit auch die Pläne des islamischen Kulturvereins an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße durchkreuzen, aus dem Gebäude eine Gebets- und Versammlungsstätte zu machen. Denn das ist längst Stadtgespräch im Ort.
"Das kann man nicht einfach so laufen lassen", erklärt die CDU-Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann, die heute für diese Veränderungssperre stimmen wird. Und auch der Weckhovener Stadtverordnete Thomas Kattner (CDU) würde sich mit einem Umzug der muslimischen Gemeinschaft innerhalb des Ortes schwer tun. "Mich würde das erschrecken, aber auch die Weckhovener", sagt Kattner. Denn der Kulturverein wird vom Verfassungsschutz beobachtetet und – auch wegen des Vereins "Helfen in Not" unter seinem Dach – als extremistische salafistische Bestrebung eingeschätzt. "Wir kämen vom Regen in die Traufe", sagt Kattner.
Dass sich der Kulturverein nach neuen Räumen umsieht, ist seit längerem bekannt, denn der Mietvertrag für das ehemalige Ladenlokal an der Bonhoeffer-Straße wurde schon im Vorjahr gekündigt. Dem Vernehmen nach läuft das Nutzungsrecht in diesem Frühjahr aus. Vorstandsmitglieder würden sogar offen zugeben, an dem Gasthaus Engels interessiert zu sein, heißt es. Kattner kann das verstehen, denn das Lokal mit seiner Scheune und dem großen Garten wäre "ideal für die Zwecke des Vereins".

Die Stadt Neuss jedoch hat ganz andere Pläne für die Liegenschaft. Das Grundstück, so heißt es in der Sitzungsvorlage für die heutige Sitzung, eigne sich besser "für die Entwicklung von im Stadtteil dringend erforderlichen demografiegerechten Wohngebäuden". Die Tatsache, dass die Nutzung als Gaststätte objektiv aufgegeben wurde, wird jetzt genutzt, um bereits im Vorjahr angestellte Überlegungen hierzu umzusetzen. Schon der erste und ergebnislos gebliebene Zwangsversteigerungstermin im Juli 2013 habe gezeigt, fügt Bürgermeister Herbert Napp hinzu, "dass für Kneipen mit Sälen kein Marktinteresse besteht". Für Wohnobjekte dagegen schon.
Der Dringlichkeitsbeschluss heute ist auch der Einstieg in ein Verfahren zur Aufstellung eines neuen Bebauungsplanes. Der nimmt das ganze Quartier zwischen der Straße Am Lindenplatz und dem Gillbach in den Blick. Auf den langgestreckten Grundstücken soll damit das Bauen von Wohnhäusern in zweiter Reihe möglich gemacht werden. Zugleich wird festgesetzt, dass Nutzungen für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwecke ausgeschlossen sind.
Quelle: NGZ

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