Montag, 17. Februar 2014

Korschenbroich Ein vergessener Maler aus Korschenbroich

Mittelmeerlandschaften, kühne Farbharmonien in Violett und Orange sowie eine realistische Weltsicht: Der in Korschenbroich geborene Maler Edvard Frank gehört mit seinen Motiven der "Verschollenen Generation" an. Von Marion Lisken-Pruss
 
Die Abendsonne taucht den Himmel über der Bucht von Bergaggi in ein sanftes Orange. Während sich im Hintergrund Felsformationen ins Wasser schieben, deuten Hausdächer im Vordergrund einen italienischen Küstenort an. Was sich liest wie ein Reisebericht, beschreibt vielmehr ein Aquarell des Malers Edvard Frank (1909-1972). Eine Italienreise im Jahre 1933 und nachfolgend ein Studienaufenthalt in Rom haben den jungen Maler weit mehr geprägt als sein Kunststudium in Trier, Köln und Berlin.
Edvard Frank gehört der "Verschollenen Generation" an. Der Kunsthistoriker Rainer Zimmermann hat den Begriff rückblickend für diejenigen Maler geprägt, die mit ihren Werken auch nach dem Zweiten Weltkrieg dem Expressionismus verhaftet blieben und ihn weiter entwickelten. Mit ihrer gegenständlichen und figürlichen Malerei allerdings gerieten sie in den Schatten der damals aktuellen abstrakten und gegenstandslosen Strömungen und dadurch überwiegend in Vergessenheit. Wie viele seiner Malerkollegen der "Verschollenen Generation" absolvierte auch Edvard Frank seine Ausbildung zwischen den Weltkriegen und hatte kaum Zeit, sich zu entfalten, geschweige denn, sich einen Namen zu machen, bevor er eingezogen wurde. Die Nachfolgegeneration der von den Nationalsozialisten als "entartet" diffamierten Künstler blieb so in ihren Anfängen stecken.
Geboren wurde Edvard Frank 1909 in Korschenbroich. Schon kurz nach seiner Geburt zog seine Familie fort, um sich schließlich in Dillingen an der Saar niederzulassen, wo der Vater eine Apotheke übernahm. Nach Korschenbroich zurückgekehrt sei Edvard Frank nicht mehr, berichtet die Euskirchener Galeristin Gerti Willmes, die seine Biografie herausgegeben hat. Vielmehr zog er nach dem Zweiten Weltkrieg nach Birkenfeld/Nahe, schloss sich mehreren Künstlervereinigungen an und bereiste immer wieder die Länder rund ums Mittelmeer, wo er zahlreiche seiner farbenfrohen südländischen Landschaften schuf. So wie jenes Aquarell aus dem Jahre 1957, das eine Wiese mit Orangenbäumen auf dem Peloponnes zeigt, über dem sich ein blauer Himmel wölbt. Orangene Tupfer inmitten des Grüns der Bäume verleihen dem Bild eine unbeschwerte Heiterkeit.
Edvard Franks Werk auf Landschaften zu reduzieren, würde ihm jedoch nicht gerecht werden. Er malte Frauenakte, frühchristliche Märtyrer oder römische Athleten. Auch zahlreiche seiner Zeichnungen, die an Henri Matisse erinnern, sind noch erhalten. Edvard Frank blieb überwiegend dem Gegenständlichen verhaftet; erst in den 60er Jahren entwickelte er eine zunehmend flächige, fast geometrische Bildauffassung bis hin zur Abstraktion. Da hatte sich die internationale Kunst schon längst weiter bewegt. Edvard Frank erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz. 1972 starb er in Saarlouis. Aktuell nehmen sich einige Galeristen wieder vermehrt den Malern der "Verschollenen Generation" an, so auch Edvard Frank. Er hat es verdient.
Quelle: NGZ

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