Dienstag, 11. Februar 2014

Kaarst "Zu hohe Abgas-Werte am Flughafen"

Technik-Professor Frank Kameier will ermittelt haben, dass Werte des giftigen Gases Stickstoffdioxid am Flughafen die Grenzwerte überschreiten. Jetzt spricht er zusammen mit dem Chef der Fluglärm-Gegner, Christoph Lange, über die Folgen.
 
Professor Kameier, Sie messen unter anderem den Schadstoffgehalt der Luft rund um den Düsseldorfer Flughafen. Was ist das Ergebnis?
Kameier Im Jahr 2009 haben wir mit den privaten Messungen der Luft in dem Bereich auf eigene Kosten begonnen. Später haben wir die Zahl der Messstellen auf 20 erhöht. Unsere bisherige Erkenntnis ist – stark vereinfacht – dass die gemessenen Werte des Gases Stickstoffdioxid rund um den Flughafen deutlich über dem Grenzwert liegen. Wir haben Werte von 40 bis 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft festgestellt. Ab 40 besteht bereits akuter Handlungsbedarf, ab 32 müssen Messungen durchgeführt werden.
Welche Gefahr geht davon aus?
Kameier Stickstoffdioxid kann man nicht riechen. Es gilt als krebserregend und belastet die menschlichen Atemwege, insbesondere die Lunge. Das hat übrigens nichts mit der erhöhten Feinstaubbelastung zu tun.
Aber im Bereich des Flughafens befindet sich die viel befahrene Bundesstraße B8 und die Autobahn A44.
Lange Autobahnen und Schnellstraßen gibt es im Ballungsraum Düsseldorf und an der Rheinschiene an vielen Stellen. Und doch werden nicht so hohe Werte gemessen.
Kameier Wir haben ein konkretes Schadstoffgefälle ausgehend vom Flughafen gemessen. So haben wir im Dezember 2012 an einer Messstelle am Vorfeld den Durchschnittswert von etwa 45 Mikrogramm gemessen. An einem Punkt in Lohausen, 1700 Meter von der Landebahn entfernt und in Meerbusch (5,5 Kilometer Entfernung) betrug der Wert noch besorgniserregende 36 bis 38 Mikrogramm. An einer Messstelle in 16 Kilometer Entfernung zum Airport maßen wir nur noch gut 30 Mikrogramm. Ähnliche Werte ergaben sich auch zu anderen Messzeitpunkten. Abnehmende Stickstoffdioxid-Werte mit größerer Entfernung zum Flughafen waren zu jeder Jahreszeit erkennbar, wenn die Werte auch im Sommer insgesamt niedriger waren.
Wie könnte die Belastung durch das giftige Gas reduziert werden?

Lange Der Flughafen hat es versäumt, seine Infrastruktur so auszubauen, dass die Flugzeuge an den Haltepositionen per Strom aus der Steckdose versorgt werden. Stattdessen laufen in jedem Jet Hilfstriebwerke zur Versorgung des Flugzeugs mit Strom, etwa für die Klimaanlage. Das ist absolut vermeidbar. In den USA sind Steckdosen für Jets weit verbreitet. Auch in Düsseldorf etwa werden Binnenschiffe seit Jahren per Kabel mit Energie versorgt, um Lärm und Belastungen für Anwohner zu reduzieren. Aber der Flughafen bekommt das mal wieder nicht hin.
Nicht alle Jets aber stehen unmittelbar an einem Flughafengebäude...
Lange Insgesamt ist die zu häufige Rangiererei der Flugzeuge aus eigener Kraft ein Problem, dass neben Lärm eben auch unnötig giftige Abgase produziert.
Kameier Man könnte auch darüber nachdenken, die Flugzeuge am Boden mit umweltfreundlicheren Schleppern zu bewegen, vielleicht sogar vor Ort emissionsfrei mit elektrischen Antrieben.
Gibt es zu viel Flugverkehr?
Lange Fest steht: Je mehr Stau es auf dem Vorfeld gibt, desto länger stehen die Jets mit laufenden Triebwerken rum und verpesten unsere Luft.
THORSTEN BREITKOPF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.
Quelle: NGZ

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