Montag, 14. April 2014

Grevenbroich 0 Stadt will Hallen wieder für Feiern öffnen

Die Stadt will wieder Veranstaltungen in den Grevenbroicher Schul-Turnhallen möglich machen. Die Bürgermeisterin lässt derzeit 14 Gebäude prüfen. Bei dieser Gelegenheit werden auch die Kosten für mögliche Nachrüstungen ermittelt. Von Wiljo Piel
 
Nach dem kurzen Film herrschte Ruhe im Saal. Rainer Rottmann von der Unfallkasse NRW hatte dem Rat ein Video vom Brand eines Nachtclubs in den USA gezeigt. Etwa 100 Menschen wurden 2003 bei einem Rockkonzert im Staat Rhode Island getötet, nachdem ein Bühnenfeuerwerk den Saal innerhalb von zwei Minuten in Flammen aufgehen ließ.
Mit dem Schock-Clip, der die plötzlich aufkommende Panik bei einem rasch um sich greifenden Brand dokumentierte, beendete Rottmann seinen etwa einstündigen Vortrag, in dem er Stellung zur Sonderbauverordnung des Landes bezog. Deren strenge Regeln sorgen bereits seit Wochen für Gesprächsstoff in der Stadt, etwa weil Schultheater- oder Brauchtumsveranstaltungen abgesagt werden mussten. Dies sei aber keine Schikane, betonte der Vertreter der Unfallkasse: "Es geht darum, Leben zu schützen."
Rainer Rottmann war von Bürgermeisterin Ursula Kwasny eingeladen worden, um den Politikern deutlich zu machen, dass die Stadt richtig handelt, wenn sie die strengen Vorschriften des Landes vor Ort umsetzt. Die Kommune müsse die Sicherheit in Versammlungsstätten gewährleisten, in Gefahrensituationen müssten Menschen jederzeit evakuiert werden – "auch bei Einschulungsfeiern", so Rottmann.
Der Experte schilderte die Auflagen für Veranstaltungen mit mehr als 200 Besuchern, erklärte die Richtlinien für Bühnen, Rettungswege und Stuhlreihen – und mahnte letztendlich an die Pflichten der Stadt: "Wer eine Sicherheitseinrichtung außer Kraft setzt, macht sich strafbar. Die Verantwortung und Haftung wird man nicht los – wie ein Kaugummi, das am Schuh klebt."
Zurzeit dürfen alle Grundschulturnhallen nur noch für den Sport genutzt werden. Wie Bürgermeisterin Kwasny gegenüber dem Rat erklärte, überprüfen die Mitarbeiter des Schulamtes zurzeit die Sicherheitsbedingungen in 14 Gebäuden. Im Anschluss sollen beim Bauamt Anträge für Nutzungsänderungen gestellt werden, damit die Hallen auch künftig wieder für Einschulungs- und Entlassfeiern genutzt werden können. "Bei einer Nutzungsänderung mit mehr als 200 Besuchern wird ein Brandschutzkonzept erforderlich, das von einem externen Büro erstellt werden muss", machte Kwasny deutlich.

Das Gebäudemanagement wird anschließend klären, wie viel Geld die einzelnen Maßnahmen kosten, sagte die Bürgermeisterin. Nach ihrer Meinung müsse vorrangig die Frage beantwortet werden, "wie wir Veranstaltungen unterhalb der 200-Personen-Grenze durchführen können, etwa Einschulungs- und Entlassfeiern".
Die Ratsmitglieder nahmen den Vortrag von Rainer Rottmann und die Informationen der Bürgermeisterin zur Kenntnis, Fragen wurden nicht gestellt. Zuvor hatte CDU-Chef Norbert Gand per Antrag die Verwaltung aufgefordert, baldmöglichst die Kosten für Umbauten in den Turnhallen zu benennen. SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Gerbrand regte indes einen Info-Abend für Vereine und Schulen an, bei dem die Details der Sicherheitsauflagen geschildert werden sollen.
Thomas Bovermann von den Freien Bürgern forderte eine Resolution des Rates an das Land – es müsse dazu aufgefordert werden, die Sicherheitsrichtlinien zu überprüfen. "Sicherheit muss sein", sagte er: "Doch das darf nicht dazu führen, dass unser gesellschaftliches Leben beeinträchtigt wird."
Quelle: NGZ

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