Donnerstag, 20. März 2014

Kaarst Stadt plant jetzt Wohnquartier statt Heim

Anstatt der ursprünglich im Kaarster Westen geplanten klassischen Pflegeeinrichtung soll dort jetzt ein Wohnquartier mit ambulantem Pflegedienst und betreutem Wohnen entstehen. Grund dafür ist eine Gesetzesnovelle des Landes. Von Julia Hagenacker
 
Sozialdezernent Heinz Dieter Vogt spricht von einer "Weiterentwicklung", die "Opposition" im Stadtrat würde das, was die Verwaltung in Abstimmung mit dem Arbeitskreis "Vierte Pflegeeinrichtung" dem Sport-, Senioren-, Demografie- und Sozialausschuss (SDSA) in der kommenden Wochen zur Entscheidung vorlegen will, wohl eher als "inhaltliche Kehrtwende" bezeichnen. Konkret geht es dabei um die Frage: Wie werden Kaarster Senioren in Zukunft leben?
Anstatt des ursprünglich im Kaarster Westen – auf dem Grundstück Broicherdorfstraße/Alte Heerstraße – geplanten vierten Pflegeheims soll dort jetzt, wenn es nach den aktuellen Vorstellungen der Stadt geht, ein Wohnquartier mit deutlich weniger Pflegeplätzen (20 statt 80), dafür aber mit einem Demenzschwerpunkt, ambulantem Pflegedienst, betreutem und öffentlich gefördertem Wohnen, Wäscherei, Menüservice und Restaurant entstehen.
"Das seinerzeit eingeleitete Interessenbekundungsverfahren für eine vierte Pflegeeinrichtung in Kaarst ist noch nicht erledigt, weil wir einerseits wissen, dass der Bedarf da ist, wir aber andererseits nach wie vor auf die Neuregelung im Landespflegegesetz warten", sagt Heinz Dieter Vogt. Die aktuelle Novellierung des Landespflegegesetzes und des Wohn- und Teilhabegesetzes NRW zielt darauf ab, anstelle des Neubaus von stationären Pflegeeinrichtungen neue Wohnformen als Alternative zur "klassischen" Heimunterbringung zu fördern. Der Kaarster Politik, sagt Vogt, wolle man deshalb jetzt empfehlen, die sozialfachlichen Anforderungen in Richtung Wohnquartier so weiterzuentwickeln, dass ein Projekt für potenzielle Investoren finanzierbar ist. Denn: An der Finanzierbarkeit scheiterte das Projekt "Pflegeeinrichtung" im vergangenen Jahr.

Im Juni musste der Haupt-, Wirtschafts- und Finanzausschuss den im März eigentlich schon aufgelösten Arbeitskreis "Vierte Pflegeeinrichtung" wieder einrichten. Damals hatte der Rat auf Empfehlung des SDSA beschlossen, dass Kaarst, trotz erheblicher Bedenken des Kreises, eine vierte klassische, stationäre Pflegeeinrichtung braucht.
Der Arbeitskreis, dessen Aufgabe die Auswahl eines Betreiber- und Investorenkonzeptes war, wurde aufgelöst, weil die auf Kaarst "passgenau zugeschnittene" Lösung gefunden schien. Die Gelderner Projektentwicklungsgesellschaft "Consens" gab im Bieterverfahren als einzige ein Angebot ab. Am April zog "Consens" das Angebot dann wieder zurück. Der Grund: Die 2008 geänderten Förderrichtlinien des Landes, die die Refinanzierungsmöglichkeiten für Investoren und damit auch für die Firma "Consens" verschlechterten. "Consens", sagte die Verwaltung seinerzeit, sei bei Abgabe des Angebotes davon ausgegangen, dass eine Berechnung der Investitionskosten und die daraus folgende Förderung noch zu den für sie günstigeren Bedingungen nach "altem Recht" erfolgt, weil der Bebauungsplan aus dem Jahr 2007 stammt. Mit ihrem Betreiber, der "Johanniter Seniorenhäuser GmbH", sei das Gelderner Unternehmen aber weiterhin am Projekt interessiert, sagt Vogt. "Und mit den Johannitern hätten wir auch einen Betreiber vor Ort."
Quelle: NGZ

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